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Schiavo: Eltern geben Kampf offenbar auf

Die Eltern der US-Komapatientin Terri Schiavo haben ihren juristischen Kampf um die Wiederaufnahme der künstlichen Ernährung offenbar aufgegeben und setzen nun alle Hoffnungen auf Floridas Gouverneur Jeb Bush.

„Es sieht so aus, als gäbe es keine juristischen Mittel mehr“, sagte ein Sprecher der Familie, Randall Terry, der Nachrichtenagentur AFP am Samstagabend (Ortszeit). Zuvor hatte das Oberste Gericht von Florida auch den jüngsten Eilantrag von Bob und Mary Schindler, ihrer Tochter wieder eine Magensonde einzusetzen, abgelehnt. Ein für die Eltern kämpfender Priester, Paul O’Donnell, appellierte an Gouverneur Bush, Schiavo unter seinen Schutz zu stellen.

Der Präsidentenbruder hatte jedoch bereits erklärt, dass seine Machtbefugnisse, zu intervenieren, beschränkt seien. Vergangene Woche war sein Antrag auf das staatliche Sorgerecht für die Komapatientin abgelehnt worden. „Sie haben die Autorität, die Tötung von Terri Schiavo zu stoppen“, erklärte der Priester O’Donnell bei einer emotionalen Pressekonferenz an den Gouverneur gewandt. Die Anhänger der Eltern, die seit Tagen eine Art Mahnwache vor dem Hospiz in Pinellas Park für Schiavo abhalten, forderte er auf, nach Hause zu gehen. Sie sollten Ostern mit ihren Familien feiern und für Terri beten, sagte O’Donnell.

Bob Schindler sagte über seine Tochter, sie „kämpft wie besessen, um zu leben“. Unter den gegebenen Umständen gehe es ihr „bemerkenswert“ gut. In ihren Anträgen auf künstliche Ernährung Schiavos hatten die Eltern zuletzt erklärt, die 41-Jährige habe versucht zu sagen: „Ich will leben.“

Dagegen argumentiert ihr Ehemann Michael Schiavo, seine Frau habe vor ihrer Herzattacke gesagt, dass sie niemals künstlich am Leben erhalten werden wolle. Er hatte vergangene Woche durchgesetzt, dass seiner seit 15 Jahren im Wachkoma liegenden Frau die Magensonde entfernt wird. Nach Angaben der Ärzte könnte die 41-Jährige ohne Nahrung und Flüssigkeit schon sehr bald sterben. Michael Schiavos Anwalt, George Felos, sagte vor der Presse, der Tod der Komapatientin stehe nicht unmittelbar bevor. „Sie erholt sich und atmet ruhig.“ Seine Beschreibung, er habe in all den Jahren „nicht so einen Ausdruck von Frieden und Schönheit auf ihr“ gesehen, wies ein Bruder der Komapatientin empört zurück. Das sei das „Absurdeste, was ich je gehört habe“, sagte Bobby Schindler.

Die Schindlers hatten sich am Samstag an den Supreme Court von Florida gewandt, nachdem ein Bezirksgericht in Pinellas County in Florida am Vortag ihr Ansinnen zurückgewiesen hatte. Zuvor hatte auch ein Berufungsgericht in Atlanta erwartungsgemäß einen Antrag abgelehnt, die künstliche Ernährung wiederaufzunehmen und Schiavos Ehemann das Sorgerecht zu entziehen. In dem Drama um die Komapatientin sind die Eltern bislang vor Gericht bereits etliche Male unterlegen, setzten ihren Kampf aber mit Unterstützung konservativ-religiöser Kreise in den USA fort. Auch der Kongress in Washington und Präsident Bush waren interveniert, um den Eltern per Eilgesetz die Anrufung der Bundesgerichte zu ermöglichen.

Schiavo war 1990 nach einem vorübergehenden Herzstillstand ins Koma gefallen und hatte irreparable Hirnschäden erlitten. Ihr Mann kämpft seit sieben Jahren darum, seine Frau sterben zu lassen.

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