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"Schädigungsvorsatz seit 1998"

"Der inkriminierte Schaden von 1,4 Mrd. Euro entspricht dem Jahreseinkommen von 50.000 Durchschnittsösterreichern", bemühte sich Staats­anwalt Krakow, die Summe fassbar zu machen.

Allfälligen Einwänden, so schlimm könne es um die BAWAG nicht gestanden sein, da sie vor wenigen Monaten um 3,2 Mrd. Euro verkauft werden konnte, nahm er vorab den Wind aus den Segeln: „Der ÖGB hat davon als einer der beiden Eigentümer nur 50 Mio. gesehen. Der Rest musste für die Abdeckung der Altlasten verwendet werden, die einige Angeklagte verschuldet haben.“

Beim Leiten einer Bank sei vor allem auf Sorgfalt, Sachkunde und Sicherheit zu achten, führte Krakow aus. Bei Risikogeschäften dürfe ein Vorstand eine bestimmte Grenze nicht überschreiten. Bei Großveranlagungen sei die Zustimmung des Aufsichtsrats einzuholen, das Risiko müsse beobachtet werden, die Bereitschaft, rasch zu reagieren, gegeben sein.

Im gegenständlichen Fall habe „von Anfang an ein enormes Verlustrisiko bestanden“. Trotz der hochspekulativen Geschäfte habe der BAWAG-Vorstand „alle wesentlichen Vorschriften für Bankgeschäfte verletzt. Und zwar vorsätzlich“, meinte Krakow. Ab Herbst 1998 sei den BAWAG-Managern der Vorsatz, die Bank zu schädigen, „nachweisbar“.

Bis Mitte 1998 hatte Wolfgang Flöttl bereits 550 Mio. US-Dollar an Bankvermögen verspekuliert. Der Aufsichtsrat der BAWAG wusste lediglich von verlorenen 400 Mio. Um die Verluste nicht auffliegen zu lassen, schoss Elsner im September 1998 weitere 89 Mio. US-Dollar nach. Keine vier Wochen später waren auch diese „bei hochriskanten Wetten auf Währungen“ (Staatsanwalt) im Nichts verpufft.

„Hier beginnt das Glücksspiel. Und aus Sicht des Vorstands damit eindeutig die Untreue“, konstatierte der Staatsanwalt. Der Vorstand habe den Fehlbetrag „vertuscht“, die Aufsichtsbehörden „getäuscht“, neues Geld für Flöttl zur Verfügung gestellt, neue Veranlagungen veranlasst. Mittels Stiftungen in Liechtenstein seien „Konstruktionen zum Verschleiern“ ins Leben gerufen worden. Aufsichtsratspräsident Weninger habe „Vertuschung, Täuschung, neues Wagnis mitgetragen“, bilanzierte Krakow.

Der Einsatz weiterer 480 Mio. US-Dollar sollte den Verlust von mittlerweile insgesamt 639 Mio. Euro wettmachen. Doch auch diese Rechnung ging nicht auf. Im Jahr 1999 war der Verlust auf über 1 Mrd. US-Dollar angewachsen. „Die Verluste hatten existenzbedrohende Ausmaße angenommen“, so der Staatsanwalt.

Noch ein Mal wurden 430 Mio. für „Sondergeschäfte“ aufgestellt. Im August 2000 war auch dieser Einsatz verspielt. Helmut Elsner habe Ende September 18 Mio. US-Dollar „nachgeschossen, um seine betrügerische Pensionsberechtigung samt Bonus rechtzeitig ins Trockene zu bringen“, sagte der Ankläger.

Während Elsner und Zwettler trotz des Milliardenverlusts weiter machen wollten, hätten sich endlich drei Vorstandsmitglieder quer gelegt und damit das Ende der „Sondergeschäfte“ bewirkt, meinte Krakow abschließend.

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