Schauspieler Heesters wird 100
Er wird dabei Anekdoten aus seinem bewegten Leben erzählen und sich an seine größten Erfolge erinnern. Bereits am 25. November absolviert er in der Krankenhausserie „In aller Freundschaft“ auf ARD einen kurzen Auftritt – eine absolute Ausnahme, sagt Heesters in einem Interview der Nachrichten-
agentur AP, denn: „Es kommen keine guten Drehbücher in der letzten Zeit.“
„Jopie“ spielt darin einen alten Arzt, dessen Ehefrau an einem
Augentumor erkrankt ist und operiert werden muss. Die Frau wird von
Heesters’ Ehefrau Simone Rethel gespielt. „Diese Rolle hat mir sehr
viel Spaß gemacht“, sagte der Film- und Bühnenstar. „Vielleicht sehen
das ja auch andere Sender und sagen, ach, mit dem Heesters kann man
ja doch noch drehen.“
“Arbeit hält mich fit”
Er will all jene eines Besseren belehren, die nach den
Geburtstags-Glückwünschen schon den Nachruf anstimmen. „Ich wünsche
mir, dass ich nicht gleich am nächsten Tag im Bett liege und sterbe“,
sagte Heesters. „Ich habe 82 Jahre lang gearbeitet und arbeite immer
noch. Die Arbeit hält mich fit.“ Ans Aufhören denke er nicht. Gerade
stand er für 50 Vorstellungen in Stuttgart auf der Bühne. Obwohl er
viele seiner größten Erfolge als Operetten- und Revuestar feierte,
schlägt sein Herz fürs Charakterfach. „Singen ist schön, aber ich bin
kein Opernsänger, eher ein singender Schauspieler“.
Dass er einer der größten Ufa-Stars im Nazi-Deutschland war, wurde
Heesters immer wieder vorgeworfen. „Ich wurde als Schauspieler
engagiert, aber ich habe nie politische Filme gedreht“, erklärte er
dazu. Auch sein jüdischer Kollege Siegfried Arno habe ihm 1936
geraten, das Engagement in Berlin anzunehmen. Vorwürfe, er hätte 1941
bei einem Besuch im KZ Dachau für SS-Offiziere gesungen, machen ihn
wütend: „Richtig ist, dass ein Gefangenenorchester gespielt hat, und
wir mussten zuhören“, sagte er. „Aber ich schwöre bei Gott, dass ich
nicht gesungen habe.“ Die besonders kritische holländische Presse sei
jedoch „inzwischen versöhnlicher geworden“. Es gebe eine
Künstlergruppe in Holland, die sich sehr für ein Umdenken einsetze.
“Bin jemand, der lieber voraus schaut, was kommt”
Traurig macht ihn, dass so viele seiner Weggefährten und
Schauspieler-Kollegen nicht mehr leben. „Es ist ein komisches Gefühl,
wenn ich einen Film wie ,Die Fledermaus’ sehe, in dem ich der einzige
noch lebende Darsteller bin. Aber die Kollegen sind tot, und ich kann
sie nicht mehr lebendig machen. Ich bin jemand, der lieber voraus
schaut, was kommt.“ Dazu, meint Heesters, habe er auch allen Grund: „Es gibt genug Menschen, die 110 werden.“
Am 1. Dezember gibt der Entertainer im Wiener Konzerthaus einen Gala-Abend.