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Saudidarabien: König Fahd wird beigesetzt

König Fahd von Saudiarabien wird am Dienstag beigesetzt. Fahd war am Montag nach langer Krankheit gestorben. Das Königshaus ernannte seinen 82-jährigen Halbbruder Abdullah, den bisherigen Kronprinzen, zum Nachfolger.

Fahd soll auf dem El-Ud-Friedhof in der Hauptstadt Riad beigesetzt werden. In moslemischen Staaten ist es üblich, dass Verstorbene bereits einen Tag nach dem Tod beigesetzt werden.

Die Liste der ausländischen Staatsgäste stand am Montag noch nicht fest. Der französische Präsident Jacques Chirac hat sein Kommen bereits zugesagt. Die saudische Königsfamilie wird Beileidsbekundungen im Gouverneurspalast von Riad entgegennehmen.

Saudiarabiens neuer König will stärker mit USA kooperieren

Der neue saudiarabische König Abdullah will nach Angaben eines ranghohen Diplomaten seines Landes in Washington im Kampf gegen den Terrorismus stärker mit den USA zusammenarbeiten. Neben den bestehenden engen wirtschaftlichen Kontakten solle die Kooperation auf diesem Gebiet der Angelpunkt der bilateralen Beziehungen werden, sagte der Geschäftsträger der saudiarabischen Botschaft, Rehab Massud, am Montag (Ortszeit) in der US-Hauptstadt. Saudiarabien werde keinen „dämonischen Kult“ unterstützen, der den Islam als Entschuldigung für „massive Gewalt“ benutze.

Abdullah tritt die Nachfolge seines am Montag verstorbenen Halbbruders, König Fahd, an. Der bisherige Kronprinz hatte bereits seit zehn Jahren anstelle des kranken Monarchen die Regierungsgeschäfte geführt. Fahd soll am Dienstag auf dem El-Ud-Friedhof in der Hauptstadt Riad beigesetzt werden.

Pressestimmen zum Thronwechsel in Saudiarabien

Der Tod des saudiarabischen Königs Fahd und die Zukunftsperspektiven des Landes nach der Thronbesteigung seines Halbbruders Abdullah werden am Dienstag von der internationalen Presse kommentiert:

„Le Figaro“ (Paris):

„König Fahd hatte die strategische Allianz mit den USA gestärkt, wobei das Zusammengehen seinen Höhepunkt 1991 erreichte, während des Krieges zur Befreiung Kuwaits. Danach gab es die Terroranschläge des 11. September 2001 in den USA – mit dem Schock angesichts der Tatsache, dass 15 der 19 Terroristen aus Saudiarabien kamen. Unter dem neuen König Abdullah wird sich das Land nun reformieren müssen.“

„The Times“ (London):

„Das Königshaus hat bisher überlebt durch Vorsicht, Konservativismus und Tücke. Soziale und demokratische Reformen sind notwendig, und der neue König wird sich gegen den Widerstand von Islamisten durchsetzen müssen. (…) Die strategische Allianz mit den USA ist wichtig, und Saudiarabien muss die Ziele der Vereinigten Staaten in der Region mittragen. Wenn Abdullah die dringenden Reformen vernachlässigt, könnte es zu einer unerwarteten und gewaltsamen Veränderung kommen.“

„Corriere della Sera“ (Mailand):

„Abdullah und (der neue Kronprinz) Sultan sind nicht mehr die Jüngsten, und deshalb ist es nicht auszuschließen, dass der eigentliche Machtkampf gerade erst begonnen hat. Es geht bereits um das Überleben des saudischen Reiches. Falls nicht jegliches Verhältnis zu den islamischen Terroristen abgebrochen wird, wäre dies tödlich für ein Land, das ohne Fahd noch zerbrechlicher geworden ist.“

„El Paós“ (Madrid):

„Eine der Aufgaben des neuen Königs besteht darin, die einst privilegierten Beziehungen zu den USA wieder herzustellen, die seit dem 11. September 2001 und dem Irak-Krieg fast abgebrochen sind. Eine weitere Herausforderung ist die Sicherheit. Saudiarabien ist als Folge des islamischen Fundamentalismus weniger stabil als vor wenigen Jahren. Das Regime kämpft zwar energisch gegen den Terror, aber die Radikalen bekommen immer mehr Zulauf.“

„Tribune de Genève“ (Genf):

„Das Bild, das diese absolute Monarchie vermittelt, ist das eines Königreichs außer Atem. Seit Ewigkeiten durchlebt Saudiarabien eine politische Situation nahe an der Schizophrenie: Einerseits forderte und erhielt es die massive Unterstützung der USA; andererseits finanzierte es die dem Westen am feindlichsten gesinnten islamistischen Gruppen. Seit dem 11. September ist es mit diesem Doppelspiel vorbei. Doch die Nattern, die das Königreich an seinem Busen nährte, sind seitdem in der Welt.“

„La Croix“ (Paris):

„Angesichts der terroristischen Bedrohung durch die islamistischen Extremisten, von denen viele – wie auch Osama bin Laden – saudiarabischer Abstammung sind, hatte sich Riad für ein Navigieren auf Sichtweite entschieden – einmal sich den Sorgen des Westens annähernd, dann wieder fern von ihnen. In einer sich wandelnden Welt wurde Saudiarabien so langsam, aber sicher im Inneren von der Entwicklung überholt und nach außen zu einem Unsicherheitsfaktor.“

„Trouw“ (Den Haag):

„Der Gärungsprozess ist so kompliziert wie gefährlich. Ein Teil der saudischen Öffentlichkeit entscheidet sich für Osama bin Laden, zugleich streben unterdrückte religiöse Gruppen wie die schiitische Minderheit, aber auch die mystischen Sufis, nach Gleichberechtigung. Altes Übel liegt in Gebieten, die von der Hauptstadt Riad erobert wurden. Stammesinteressen spielen eine Rolle, und dann gibt es noch eine Demokratiebewegung. Es kann sich in zwei Richtungen entwickeln: Entweder Saudiarabien taucht aus dem Schmelztiegel als echter, starker Einheitsstaat auf, oder das Land fällt auseinander. Angesichts seines Alters wird der neue König das alles nicht mehr miterleben. Der große Schlag ist erst nach seinem Tod zu erwarten.“

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