Saudiarabien: Mutter soll enthauptet werden
Das berichtete die Zeitung Arab News am Dienstag. Obwohl es in Saudiarabien keine Bewegung gegen die Todesstrafe gibt, hat das Schicksal der Mutter von drei Kindern bei vielen Menschen in dem islamischen Königreich Mitleid erregt. Für ihre Unterstützer hat ein Wettlauf gegen die Zeit begonnen, auch wenn noch kein Termin veröffentlicht wurde.
Die von einem islamischen Scharia-Gericht zum Tode verurteilte Frau aus der Kleinstadt Chamis Muschajit hatte im Prozess erklärt, sie habe mit einem Mann eine heimliche Beziehung begonnen. Als dieser Sex mit ihr wollte, lehnte die verheiratete Frau dies jedoch ab. Bei einem Vergewaltigungsversuch tötete sie ihn.
Unterstützer der Frau, die man in Saudiarabien das Chamis- Muschajit-Mädchen nennt, haben sogar ein Internetforum für sie eingerichtet. Dort schreiben sie: Oh mein Gott, erhöre unsere Gebete und unsere Tränen, bitte verzeih. Mehrere Stammesführer und Abgeordnete aus der Heimatprovinz der Verurteilten haben in den vergangenen Jahren und zuletzt erst vor einigen Wochen versucht, die Familie des Getöteten dazu zu bewegen, ein Blutgeld zu akzeptieren. Der Hinrichtungsbeschluss wäre damit nichtig. Die Brüder des Mannes lehnten jedoch immer wieder ab. Sie bestehen auf der Enthauptung der Frau, die zum Zeitpunkt der Tat 20 Jahre alt war. Ihr drittes Kind brachte sie im Gefängnis zur Welt.
Der Direktor des Gefängnisses von Abha, Saud al-Otaibi, sagte Arab News, die Frau sei jetzt, da ihre Hinrichtung näher rücke, sehr deprimiert und auch körperlich geschwächt. Da Vergewaltigung allgemein verurteilt wird, finden es einige Menschen merkwürdig, dass hier (in Saudiarabien) auch jemand verurteilt werden kann, der sich dagegen wehrt, schreibt die Zeitung.
Das Chamis-Muschajit-Mädchen soll ihre Tat im Gefängnis bereut und den gesamten Koran auswendig gelehrt haben. Letzteres erhöht in Saudiarabien, wo eine besonders strenge Auslegung des Islam Staatsreligion ist, die Chancen auf eine Begnadigung. Sogar der Islamist Abdul Asis al-Mukrin, der später zum Anführer der El-Kaida-Terroristen in Saudiarabien aufstieg, war 2001 vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen worden, weil er die heilige Schrift der Muslime auswendig gelernt hatte.
Das Herrscherhaus von Saudiarabien und die Regierung haben mehrfach erklärt, dass sie sich in Fragen des islamischen Rechts weder von internationalen Menschenrechtsorganisationen noch von der Menschenrechtskonferenz der Vereinten Nationen beeinflussen lassen wollen. So hat beispielsweise Amnesty International schon mehrfach gegen unfaire Prozesse und die Vollstreckung der Todesstrafe in Saudiarabien protestiert. Dieben werden in Saudiarabien Gliedmaßen amputiert. Für andere Vergehen, wie zum Beispiel Anmache im Einkaufszentrum, können Saudis und Ausländer ausgepeitscht werden.