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SARS: Hongkong befürchtet Schlimmeres

Hongkongs oberster Mediziner befürchtet eine dramatische Zunahme der SARS-Fälle in der Wirtschaftsmetropole. Die Zahl der Erkrankungen könne sich bald verdreifachen.


Auch in der chinesischen Hauptstadt Peking greift die Angst vor SARS um sich. Die Lage ähnele der in der südlichen Provinz Guangdong, wo die Bevölkerung Anfang Februar der Panik nahe gewesen sei, sagte Alan Schnur von der Weltgesundheitsorganisation WHO am Mittwoch in Peking.

In Österreich war am Mittwoch der bisher sechste Verdachtsfall bekannt geworden, der sich aber bald als unbegründet erwiesen hat. Die Patientin, eine 25-jährige Stewardess aus Niederösterreich, war am Dienstag ins Krankenhaus Neunkirchen eingeliefert worden. Virologische Untersuchungen haben ergeben, dass die Frau Grippe hat.

In Deutschland verzeichnet das Robert Koch-Institut inzwischen sechs „wahrscheinliche Verdachtsfälle“. Die WHO hatte bis Dienstagabend weltweit 2.671 SARS-Fälle und 103 Tote registriert.

In Hongkong waren bis zum Mittwochnachmittag (Ortszeit) in nur 24 Stunden 42 neue Krankheitsfälle hinzu gekommen. „Ich prognostiziere, dass bis zum Ende dieses Monats im schlimmsten Fall die Zahl der Krankheitsfälle zwischen 1.800 und 3.000 liegt“, sagte der Chef der Hongkonger Gesundheitsbehörde, Leong Che-hung, vor Journalisten. In der Wirtschaftsmetropole starben bisher 27 Menschen am Schweren Akuten Atemwegssyndrom.

Hongkong hat die weltweit höchste Zahl von Krankheitsfällen außerhalb der chinesischen Provinz Guangdong. Mehr als 300 der 970 Infizierten sind Bewohner des Blocks Amoy Gardens, wo sich die Erkrankung rasend schnell ausgebreitet hatte. Ein Sprecher der Gesundheitsbehörde vermutete, dass sich SARS dort durch Kakerlaken verbreitet haben könnte.

In der chinesischen Hauptstadt Peking könnte es mehr Fälle geben als amtlich gemeldet. Während die Regierung die Zahl der SARS-Toten in der Hauptstadt mit fünf angibt, versicherte ein Arzt dem US-Magazin „Time“, allein in seinem Militärkrankenhaus seien sieben Menschen an SARS gestorben und 60 erkrankt. Pekings Behörden hatten von 19 SARS-Kranken gesprochen. Eine Umfrage der dpa unter mehreren Kliniken ergab mindestens neun Todesfälle.

SARS hat weitere Auswirkungen auf Religion und Kultur. Statt einer Beichte erteilen Pfarrer in Singapur ihren Gemeinden eine „generelle Absolution“, wie die Zeitung „Straits Times“ am Mittwoch meldete. Bisher starben in dem Stadtstaat neun Menschen an SARS. Um das Risiko einer Ansteckung zu vermindern, legen Pfarrer während des Abendmahls die Hostie nicht mehr auf die Zunge der Gläubigen, sondern in deren Hände.

Die vietnamesische Tourismusindustrie muss schwere Einbusen verkraften. Die Hotels seien nur noch zu 40 Prozent ausgelastet, teilte der Leiter der staatlichen Tourismusbehörde, Vu The Binh, in Hanoi mit. Vor einigen Monaten habe die Quote noch bei 95 Prozent gelegen. Die australische Fluggesellschaft Qantas streicht wegen des Rückgangs der Passagierzahlen durch die Lungenkrankheit SARS und den Irak-Krieg 1.400 ihrer rund 35.000 Arbeitsplätze.

Ein 62-jähriger südafrikanischer Geschäftsmann wird in Pretoria weiter als erster „wahrscheinlicher SARS-Fall“ Afrikas behandelt. „Die ersten Tests kamen negativ zurück, doch bedeutet das nicht, dass der Patient die Krankheit nicht hat“, sagte der Mediziner Barry Schob vom Institut für übertragbare Krankheiten. In weiteren Verdachtsfällen gaben die Ärzte inzwischen Entwarnung, so bei einer Patientin im Rhein-Neckar-Kreis, einem Patienten in Mannheim und auch im ersten Verdachtsfall von Indien.

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