Acht Monate vor der Präsidentschaftswahl kann sich Sarkozy auf der internationalen Bühne als Krisenmanager präsentieren, der sich von zaudernden Partnern wie Deutschland nicht abhalten lässt – und am Ende in der öffentlichen Meinung damit recht behält.
Sarkozy nahm Kritik in Kauf
Bei zwei arabischen Revolutionen hatte Frankreich weitgehend tatenlos zugeschaut. Wegen alter Verbindungen zu den Machthabern Tunesiens und Ägyptens hatte Sarkozy lange gezögert, die Rebellen dort ernst zu nehmen oder gar zu unterstützen. In Libyen wollte er den Fehler nicht noch einmal machen. Dabei nahm er in Kauf, dass das französische Vorpreschen zunächst auch Kritik auslöste.
Als erster westlicher Staat erkannte Frankreich unter Sarkozy im März überraschend den Übergangsrat der Rebellen als alleinige Vertretung des libyschen Volkes an. Eingefädelt hatte dies ausgerechnet der medienfreudige Publizist Bernard Henri-Levy, selbst Außenminister Alain Juppe erfuhr erst nachträglich davon.
Juppe war es dann, der im UN-Sicherheitsrat die Resolution durchsetzte, die den Einsatz von Gewalt in Libyen ermöglichte. Die deutsche Enthaltung bei der Abstimmung wurde sowohl daheim als auch international heftig kritisiert. Deutschland habe sich damit selber isoliert, lautete vielfach der Tenor.
Frankreich flog ein Drittel der NATO-Angriffe
Es war ein erster Triumph für Sarkozy, als er am Ende einer internationalen Libyen-Konferenz in Paris bereits die ersten Angriffe französischer Kampfflieger verkündete. Kurz danach übernahm die NATO die Führungsrolle – die sich weitgehend auf die US-Armee stützte. Das französische Militär flog nach Informationen des “Figaro” etwa ein gutes Drittel der Luftangriffe.
Sarkozy schreckte auch nicht davor zurück, ohne Absprache mit den Verbündeten Waffen per Fallschirm in Rebellengebieten abwerfen zu lassen. Dies sei kein Verstoß gegen das UN-Waffenembargo, sondern diene der Selbstverteidigung der bedrohten Bevölkerung, argumentierte Paris damals.
Kontakte zur libyschen Übergangsregierung
Als die Rebellen jubelnd durch Tripolis zogen, verbreitete sich im französischen Regierungslager große Genugtuung. Sarkozy will sich in Kürze mit dem Chef der libyschen Übergangsregierung, Mahmud Dschibril, treffen und demnächst auch nach Libyen reisen. Auch die Kontaktgruppe soll in der kommenden Woche erneut in Paris zusammenkommen – eine gute Gelegenheit für Sarkozy, seine Erfolge stolz zu präsentieren.
Die mächtigen Umwälzungen in Libyen dürften dann auch mehrere peinliche Episoden vergessen machen – etwa den pompösen Empfang Gaddafis Ende 2007 in Paris, als dieser sein Zelt neben dem Elysee aufbauen durfte. Oder auch die jahrelangen Waffenlieferungen Frankreichs an den Diktator. Böse Zungen meinen, auf diese Weise hätten die Franzosen wenigstens über die militärische Ausstattung ihres Gegners Bescheid gewusst.
(APA)