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Sarah Conner als neue Soul-Päpstin

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Sarah Connor startet mit "Solicious": „Bravo-Leser werden viele der Songs nicht kennen. Meine Platte könnte für sie so eine Art Grundkurs im Soul sein.“

Das sagte Sarah Connor im Gespräch mit der APA in Wien über ihre am Freitag erscheinende neue CD „Soulicious“ (Universal). Die 26-jährige Deutsche hat diesmal keine eigenen Popsongs eingesungen, sondern Soul-Stücke aus den Sechzigern und Siebzigern.

„Es ist mein sechstes Album, und ich habe nie zuvor eine so persönliche Platte aufgenommen“, betonte Connor. „Die Emotionen, die da drin stecken, spürt man – egal welche Altersklasse die Songs hört.“ Mit dieser Platte soll also die Brücke zwischen jungen Fans und einem reiferen Publikum geschlagen werden. Und lieber sei sie ein Risiko eingegangen, als zehn Versionen von „From Sarah With Love“ abzuliefern.

Sängerin mit Anspruch

„Oh Gott!“, stöhnte die Sängerin bei dem Gedanken daran. „Ich habe einen höheren Anspruch an mich selbst. Mein Bestreben ist es, immer besser zu werden, mich neu zu erfinden, kreativ zu sein.“

„Soulicious“ kann als Konzeptalbum bezeichnet werden, erzählte Connor. Die Idee dazu kam ihr selbst und ihrem Plattenboss im Laufe eines intensiven Brainstormings. „Wir besprachen in einem acht Stunden langen Meeting meine nächsten Schritte. Ich erzählte von meinem Traum, die Songs zum Soundtrack meines Lebens auf meine Art zu interpretieren. Und dann entschieden wir uns im Jänner spontan für dieses Soul-Album. Und bereits im März war es fertig.“

Die Aufnahmen scheinen der zweifachen Mutter viel Spaß gemacht zu haben: „Wir hatten großartige Musiker, ein Orchester und Bläsersätze. Es war eine große Produktion, sehr spannend und zeitkomprimiert. Mit den Songs auf der CD bin ich aufgewachsen, ich verbinde sehr viel mit ihnen. Die Aufgabe bei der Auswahl bestand darin, Klassiker, aber auch vergessene Juwelen auszusuchen, die zu meiner Stimme passen. Mein Papa hat seine alten Soul-Scheiben ausgepackt, wir haben stundenlang nur Musik gehört.“

Klassiker gesund ins 21. Jahrhundert retten

Es ging darum, die Klassiker („Sexual Healing“, „Son Of A Preacher Man“) nicht wesentlich zu verändern, aber weniger bekannte Stücke in die Gegenwart zu führen. „Nicht zu verpoppen, sondern aufzupolieren. Den staubigen Sound ein bisschen neu machen. Ich bin mit viel Respekt an die Sache rangegangen.“

Ob der Soul-Exkurs gelungen ist, haben Kritiker und Käufer zu entscheiden. Aber ist das breite Publikum überhaupt noch bereit, sich intensiv mit Liedern auseinander zu setzen? „Das liegt nicht nur am Hörer, sondern auch daran, wie Musik transportiert wird, wie man zugeballert wird mit Informationen“, sagte Connor.

“Kann mir nicht Viva und MTV den ganzen Tag geben!”

„Ich kann mir nicht Viva und MTV den ganzen Tag geben! Ich möchte mich mit einer Platte hinsetzen und mich ganz der Musik hingeben. Es wird immer Leute geben, die auf der kommerziellen Schiene entlangfahren. Ich habe auch viele Popsongs gesungen – und es macht Spaß. Aber man darf nicht vergessen, wo die Musik herkommt. Berieseln lassen ist ok, aber man sollte zwischendurch zur emotionellen Musik zurückkehren. Die echten Gefühle sind heute etwas verloren gegangen.“

Mit „Soulicious“ meldet sich Sarah Connor nach eineinhalb Jahren zurück, in denen sie überhaupt nicht gesungen habe. „Ich konnte nicht einmal daran denken, Musik zu machen. Ich hatte andere Sorgen (eine problematische Schwangerschaft, Anm.). Jetzt passt wieder alles. Man kann nichts erzwingen, man muss auch verzichten können, einen Schritt zurücktreten.“

Eine Reaktion auf den Beinahe-Overkill an Medienpräsenz zuvor? „Ich bereue nicht, was ich 2005 getan habe: ein Album, eine TV-Serie, groß geheiratet, eine Tour und eine Weihnachtsplatte samt Christmas-Special in Ischgl. Ich fühlte mich fit dafür, auch wenn es stressig war. 2006 bekam ich ein bisschen die Quittung dafür. Ich habe vielleicht nicht ganz auf mein inneres Gefühl geachtet. Darum war eine Pause nötig, in der ich nicht Sarah Connor war, sondern die Privatperson Sarah, die mit dem Hund spazieren geht.“

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