Sanader stand am Samstag das erste Mal vor einem Salzburger Journalrichter, die Anhörung wurde am Sonntag fortgesetzt. Dabei seien noch keine Details besprochen worden, schilderte Suppan. Er hielt es “rein praktisch” kaum für möglich, dass Sanader noch vor der zweiten Haftverhandlung nach Kroatien ausgeliefert wird. Der Anwalt betonte abermals, dass der Ex-Premier ein “ehrliches Interesse habe, mit den kroatischen Behörden zu kooperieren”. Sanader verwehre sich gegen den Vorwurf, dass er auf der Flucht gewesen sei. Er habe mit der Staatsanwaltschaft ein Treffen an der Grenze vereinbart, doch soweit sei es nicht mehr gekommen, da er in Salzburg verhaftet wurde.
In der Justizanstalt Salzburg werde sein Mandant gut verpflegt, “er hat nichts zu beanstanden, es funktioniert alles”, erklärte der Jurist. Sanaders Zellenkollege – ihm wird ein Eigentumsdelikt angelastet – sei jemand, mit dem er sich “geistig gut austauschen kann”. Sanader selbst sei zuversichtlich, “gut drauf” und bei der Anhörung “tough und sehr konzentriert” gewesen.
Die Staatsanwaltschaft Salzburg wartet noch auf die Übermittlung der Auslieferungsunterlagen aus Kroatien. Die Dokumente sollten bis spätestens Dienstag in Salzburg vorliegen, erklärte Mediensprecherin Barbara Feichtinger. Möglicherweise werde die Staatsanwaltschaft an diesem Tag auch eine Pressekonferenz abhalten.
Das Interesse der kroatischen Medien an Sanaders unfreiwilligem Aufenthalt in der Stadt Salzburg ist groß. Rund 20 Journalisten warteten am Wochenende vor den Toren des Salzburger Landesgerichts und der angeschlossenen Justizanstalt auf Neuigkeiten. Personen, die ein- und ausgingen, wurden über den prominenten Häftling befragt. Von Interesse war auch, in welchem Stock und hinter welchem Fenster der Ex-Premier sitzt, was er isst und trinkt, ob er in einem Stockbett schläft und ob er sich duschen kann. “In Kroatien hätten wir das erfahren, in Salzburg sind die Informationen dünn”, sagte ein kroatischer Zeitungsjournalist.
Staatsanwältin Feichtinger bekam allein am Samstag 35 Anrufe von kroatischen Journalisten. Auch das Mobiltelefon des Leiters der Justizanstalt, Dietmar Knebel, lief heiß. Die ersten kroatischen Medienvertreter “belagerten” bereits am Freitag die Einfahrt der Justizanstalt. Ein Landsmann, der seit 20 Jahren in Salzburg lebt, versorgte sie am Sonntag mit Tee. Sein Versuch, Nahrungsmittel für Sanader an der Pforte abzugeben, scheiterte aus Sicherheitsgründen.