Salzburger Olympiabewerbung: Strategieberater vor Gericht

Der 59-jährige Roth war von 1. Juni 2006 bis 31. Juli 2007 per Vertrag für den mittlerweile aufgelösten Olympia-Förderverein tätig und kassierte dafür 13 mal ein Pauschalhonorar in der Höhe von monatlich 90.000 Euro. Der Vertrag beinhaltete zahlreiche Leistungen, etwa die Analyse der Berichterstattung von 35.000 Medien weltweit, die strategische und taktische Beratung der Bewerbungsgesellschaft oder die Teilnahme an Kongressen.
Roths Rechnungen nach Kroatien geschickt
Die Rechnungen für Roths Leistungen gingen jedoch nicht an dessen Unternehmen in Salzburg, sondern an seine in Split in Kroatien eingetragene Gesellschaft. “Als Tätigkeitsbereich der im Jahr 1996 gegründeten Firma war Tiefbau angegeben”, hielt Staatsanwalt Christian Weismann dem Angeklagten vor. “Er war in dem genannten Zeitraum auch nur viermal in Kroatien, zum Teil nur auf Urlaubsreise.” Die Leistungen für den Förderverein seien nicht durch die kroatische Gesellschaft erbracht worden, sagte der Staatsanwalt. “Die Konstruktion war nur gelegt, um Steuern zu ersparen. Die Firma hatte weder die Infrastruktur noch den Tätigkeitsbereich dazu.
Laut Anklageschrift, die Erste Staatsanwältin Herta Stix verfasst hatte, erzielte die kroatische Firma in den Jahren 2003 bis 2008 Umsätze im Bereich der Immobilienverwaltung, diese “war jedoch noch nie im Bereich Sportberatung bzw. im Rahmen einer Olympiabewerbung tätig”. Die Abrechnung durch die kroatische Firma des Angeklagten sei lediglich aus steuerlichen Gründen erfolgt. Es sei vorgetäuscht worden, dass der Vertragspartner seinen Sitz nicht in Österreich hatte, sondern Abgabenpflicht in Kroatien anfalle. Dort gab es niedrigere Steuersätze.
Eine halbe Mio. Euro Steuern hinterzogen
Durch die Umgehung der österreichischen Finanz soll Roth insgesamt 73.000 Euro Einkommensteuer, 219.000 Euro Umsatzsteuer und noch einmal 219.000 Euro Kapitalertragssteuer hinterzogen haben. In den letzten beiden Fällen wurde der 62-jährige Jungwirth als Beitragstäter angeklagt. Er war zwar nur Schriftführer des damaligen Fördervereins, hatte aber de facto durch eine Vollmacht des Vereinsgründers und damaligen ÖOC-Präsidenten Leo Wallner die operative Tätigkeit inne und unterzeichnete den Vertrag mit Roth. Jungwirth soll laut Staatsanwalt von der Steuerhinterziehung gewusst haben.
Die beiden Angeklagten haben die Anschuldigungen am Freitag vehement bestritten. “Es gibt keinerlei Ermittlungen, die nur annähernd versuchen, die materielle Wahrheitsfindung in irgendeiner Weise zu erfüllen”, erklärte der Verteidiger von Roth, Rechtsanwalt Reinhold Gsöllpointner. Dass der Tätigkeitsbereich der Firma in Kroatien “Tiefbau” beinhalte, sei vielleicht ein Übersetzungsfehler, meinte der Anwalt. Tatsache sei, dass dort eine äußerst fähige, mehrsprachige Mitarbeiterin gearbeitet habe, die für die Korrespondenz verantwortlich gewesen sei. “Die Firma war die einzige, die den Auftrag übernehmen konnte.”
Roth erklärte dann selbst dem Vorsitzenden des Schöffensenat, Richter Philipp Grosser: “Die Mitarbeiterin war immer vollzeitig angestellt und ist dann 2012 ausgeschieden.” Bei der Gründung des Unternehmens in Kroatien seien viele Geschäftszwecke angegeben worden, im Jahr 2002 sei die GmbH auf Beratung und Strategie erweitert worden.
“Es ist vollkommen unzureichend ermittelt worden”, stieß Jungwirths Verteidiger, Rechtsanwalt Sebastian Boecker, ins selbe Horn wie Gsöllpointner. “Jungwirth wird unterstellt, er habe das aufgrund seiner steuerlichen Erfahrungen wissen müssen. Es hat geheißen, das wird über die kroatische GmbH abgewickelt, weil die Infrastruktur vorhanden sei. Falls das Verfahren ein anderes Ergebnis bringt, woher soll das Herr Jungwirth wissen? Aus meiner Sicht ist die Suppe mehr als dünn”, betonte Boecker und forderte einen Freispruch.
“Roth war der Mister Olympia”
Jungwirth erklärte dem Vorsitzenden, er habe keine genaue Kenntnis über die kroatische Firma gehabt. “Roth war der Mister Olympia, er war in Österreich die Person, die das Know-how hatte. Wie er das umgesetzt hat, wie viele Leute in welcher Firma waren, da habe ich nicht nachgefragt.”
Im Zuge der Salzburger Olympiabewerbung war gegen Roth und Jungwirth auch wegen Untreue und Betruges ermittelt worden, die Verfahren wurden im Oktober 2013 aber von der Staatsanwaltschaft eingestellt. Im Zentrum standen damals die Geldflüsse auf das Konto des Strategieberaters, die sich nach eingehender Prüfung als in der Branche nicht unüblich herausstellten. Das Verfahren gegen Jungwirth wurde eingestellt, weil dieser zu diesem Zeitpunkt bereits rechtskräftig verurteilt worden war und angesichts der vergleichsweise geringen Schadenssummen keine zusätzliche Strafe zu erwarten gewesen wäre.
Jungwirth war am 12. Juli 2013 vor dem Oberlandesgericht Wien in einer Berufungsverhandlung wegen Untreue mit einer Schadenssumme von 3,3 Millionen Euro während seiner Zeit als ÖOC-Generalsekretär zu einer Freiheitsstrafe von fünf Jahren verurteilt worden.
Roth gab am Freitag an, er gehe seit 2012 keinerlei Erwerbstätigkeit nach und lebe nun von den Einkünften seiner Frau. Jungwirth sitzt derzeit seine Freiheitsstrafe in der Justizanstalten Hirtenberg (Bezirk Baden) ab. Der Prozess wird am Freitagnachmittag zur Einvernahme von Zeugen vertagt. (APA)