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Salzburg: Ärger bei den Festspielen

Nach den Absagen der Superstars Anna Netrebko und Rolando Villazon ist der Ärger bei den Salzbuger Festspielen inzwischen sehr groß. Christine Schäfer und Ana Maria Martinez springen ein.  

Die Serie der prominenten Absagen bei den Salzburger Festspielen geht weiter: Am Montag mussten die Festspiele bekannt geben, dass die Top-Stars Anna Netrebko und Rolando Villazon ihre Mitwirkung an vier für diese Woche geplanten Konzerten kurzfristig absagen müssen. Anstelle von Netrebko singt nun Christine Schäfer mit Andreas Scholl in „Stabat Mater“ von Pergolesi (8. und 10. August), statt Villazon bestreitet Ana Maria Martinez mit Placido Domingo den Zarzuela-Abend „Amor vida de mi vida“ (9. und 12. August).

Anna Netrebko hat der Festspielleitung ein ärztliches Attest zukommen lassen, das ihr eine Kehlkopfentzündung attestiert. Einladungen, sich von den Vertrauensärzten der Salzburger Festspiele behandeln zu lassen, soll sie nicht angenommen haben. An ihrer Stelle hat sich Christine Schäfer, die pikanter Weise im Vorjahr beim „Figaro“ der die Susanna singenden Kollegin nach Urteil vieler als Cherubino die Show gestohlen hatte, spontan bereiterklärt einzuspringen. Nun singen Christine Schäfer und Andreas Scholl statt des ursprünglich avisierten Duos Anna Netrebko und Alina Garanca – denn auch die Lettin hatte bereits vor einiger Zeit abgesagt. „Das ist ja auch eine Traumpaarung“, kommentierte Festspiel-Intendant Jürgen Flimm heute im Gespräch mit der APA das neue Programm, „allerdings sind das nun ein bisschen viele Absagen auf einmal.“

Mit Neil Shiicoff (nach seiner Staatsopern-Enttäuschung) und Vesselina Kasarova (nach einer Probenverletzung am Fuß) muss auch die kommende Premiere des „Benvenuto Cellini“ von Hector Berlioz bereits prominente Absagen verkraften. „Jeder Fall ist speziell“, betont Flimm. „Während uns Anna Netrebkos Absage wirklich überrascht hat, wussten wir schon länger von der Krankheit Rolando Villazons. Er wollte unbedingt bei uns singen und hat gestern bei einem Konzert in Trondheim ausprobieren wollen, ob es geht. Es ging jedoch leider nicht, wie er danach feststellen musste.“ Statt Villazon singt nun Ana Maria Martinez, die 2006 bei den Salzburger Festspielen als Fiordiligi debütierte. „Ich fühle mit Rolando und wünsche ihm, dass er bald wieder mit uns singt“, wird Placido Domingo in einer Aussendung der Festspiele zitiert. „Aber ich freue mich auf das Konzert mit Ana Maria Martinez. Es war immer mein Wunsch, einmal mit ihr in Salzburg zu singen.

Für Flimm sind die prominenten Absagen „nun eine gute Gelegenheit, die Grundfragen neu zu stellen und wieder mehr über Kunst statt über Kommerz nachzudenken. Wir haben hier in Salzburg eine Spielzeit, die bisher sehr gut läuft – auch ohne die ’big names’. Was aber jetzt passiert, ist den Zuschauern, die für manche Auftritte teilweise von weit her anreisen, nicht mehr zuzumuten. Es wird daher einige ernsthafte Gespräche geben müssen mit manchen Sängerinnen und Sängern, wo wir klären müssen: Was interessiert euch noch an uns. Wir sind ja keine Durchgangsstation. Wir sind Salzburg. Und es müsste selbstverständlich heißen: Salzburg first!“

Man habe in Salzburg von Annette Dasch, Michael Schade, Mojca Erdmann und Bernard Richter (in „Armida“) bis zu Anna Samuil, Ekaterina Gubanova und Joseph Kaiser (in „Eugen Onegin“) oder Aleksandra Kurzak („Freischütz“) bereits ein hervorragendes junges Sängerensemble gezeigt und verfüge auch bei der „Figaro“-Wiederaufnahme und der Premiere von „Benvenuto Cellini“ über eine tolle Besetzung. „Das sind alles junge Leute. Das ist die Zukunft der Oper. Da lebt der alte Ensemblegedanke wieder auf. Und wird werden jetzt die Gelegenheit ergreifen, darüber ernsthaft weiter nachzudenken.“

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