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Salafisten-Führer ist "Mann ohne Gesicht"

Ein Mann ohne Gesicht gilt als Anführer der Geiselnehmer in der Sahara. Von Amari Saifi, genannt Abderrezak el Para, hat die algerische Polizei noch nicht einmal ein Phantombild.

Der abtrünnige Offizier soll als Nummer zwei der islamistischen Salafisten-Gruppe für Predigt und Kampf (GSPC) die Geiselnehmer im Grenzgebiet zwischen Algerien und Mali anführen, wie algerische Zeitungen berichteten. Viel mehr ist über den als hühnenhaft und unbeugsam beschriebenen Mittdreißiger nicht bekannt.

Die algerische Armee schweigt sich aus über den Abtrünnigen. Der Spitzname „Para“ verweist auf die Vergangenheit als Fallschirmjäger, die dem einstigen Unteroffizier zugeschrieben wird. Zusammen mit einigen Anhängern soll Amari Saifi aus Fort Biskra desertiert sein, einem wichtigen Militärposten während der französischen Besatzungszeit. Zuletzt habe er in Mali die Vermittlungsbemühungen zur Befreiung der Geiseln hintertrieben, klagten Unterhändler in Bamako.

Algerische Fahndungsplakate zeigen den GSPC-Führer Hassan Hattab, nie jedoch Amari. Dabei gilt der GSPC-Vizechef als einer der engsten Vertrauten Hattabs. Als Amari sich dem damaligen Chef der Bewaffneten Islamischen Gruppe (GIA) in der Kabylei anschloss, bildete er mit einem Dutzend weiterer Deserteure die Leibgarde des Emirs. Unter Hattab spaltete sich die GSPC 1998 von der GIA ab.

Amari blieb an der Seite seines Chefs, wurde zu dessen rechter Hand und erhielt das Kommando über den Osten des Landes. Auch als der GSPC-Rat Hattab vor gut zwei Jahren durch Widersacher Abdelmahjid Dichou ersetzen wollte, wich Amari nicht von seiner Seite. Dichou wurde kurz darauf von den eigenen Leuten aus dem Weg geräumt, weil er Gespräche mit der Regierung suchte.

Bei aller Strenge und Kompromisslosigkeit rühmt sich Amari Saifi Berichten zufolge eines ausgeprägten Gerechtigkeitssinns. Mit Vorliebe berufe er Tribunale ein, die über das Schicksal von Geiseln zu befinden hätten. Im Kampf gegen die Armee setze er auf spektakuläre und medienwirksame Einsätze, von denen er die blutigsten selbst angeführt haben soll – so Anfang des Jahres, als bei Batna im Nordosten 49 Soldaten getötet wurden. Zumindest eine verwundbare Stelle soll Amari laut Presseberichten jedoch haben: Wegen schmerzhafter Hühneraugen könne er nur schlecht laufen und reite daher meist auf Eseln.

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