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Saddam-Verhöre bisher nicht ergiebig

Der ehemalige irakische Machthaber Saddam Hussein hat bei Verhören während seiner fast siebenmonatigen Gefangenschaft wenig preisgegeben.

Wie die „New York Times“ einen Tag nach der ersten gerichtlichen Vorführung Saddams am Freitag unter Berufung auf US-Regierungsbeamte berichtete, wollten die Amerikaner bei den Verhören vor allem etwas über die irakischen Waffenprogramme und den Widerstand gegen die Besatzung in Erfahrung bringen.

„Wir haben sehr wenig herausbekommen, ich würde sagen, fast gar nichts“, zitierte die Zeitung einen ehemaligen Mitarbeiter der Besatzungsbehörde. Die Beamten betonten, dass bei der Befragung zwar keine brutalen Verhörmethoden angewendet worden seien, aber psychologische Tricks. So sei Saddam etwa stundenlang verhört, dann lange allein gelassen worden, schließlich mit einer einzigen Frage konfrontiert und dann wieder lange allein gelassen worden.

Die UN-Menschenrechtsbeauftragte Louise Arbour forderte, der Prozess gegen Saddam müsse gerecht ablaufen. Es sei „wichtig, einen glaubwürdigen und gerechten Prozess zu haben“, sagte Arbour in Genf. Die internationale Gemeinschaft müsse sehr wachsam sein, damit bei der Verhandlung alle Menschenrechtsnormen eingehalten würden. Saddam hatte am Donnerstag alle Vorwürfe zurückgewiesen.

Als bisher einziges arabisches Land hat sich Jordanien zur Entsendung von Truppen in den Irak bereit erklärt. „Wenn der Irak uns direkt um Hilfe bittet, wird es für uns sehr schwer sein, Nein zu sagen“, sagte der jordanische König Abdullah II. in einem BBC-Interview am Donnerstagabend. Das Angebot wird nach Ansicht von Beobachtern von der Interimsregierung aller Voraussicht nach aber nicht angenommen werden. Die Regierung in Bagdad hat mehrfach betont, eine Entsendung von Soldaten aus den Nachbarländern sei unerwünscht, da diese Staaten im Irak möglicherweise eigene Interessen verfolgten. Bisher hatten alle arabischen Staaten US-Vorschläge für eine militärische Beteiligung im Irak strikt abgelehnt.

Nach einem Monat in der Gewalt von Terroristen wurden im Irak zwei Türken freigelassen. Auch ein entführter Pakistani kam wieder frei. Die Entführer hatten am Sonntag gedroht, den Mann zu enthaupten. Die beiden 26 und 27 Jahre alten Türken wurden nach einem Bericht des arabischen Nachrichtensenders Al Jazeera freigelassen, nachdem die Firma, für die sie arbeiteten, alle Mitarbeiter aus dem Irak abgezogen habe. Unterdessen ging die Gewalt im Irak weiter. In Bagdad beschossen Aufständische unterdessen am Freitagmorgen zwei Hotels mit Raketen. Dabei wurden drei Menschen verletzt. Bei Einsätzen in der westlichen Provinz Anbar kamen am Donnerstag und Freitag vier US- Soldaten ums Leben. Dies teilte das Kommando der 1. US- Marineinfanteriedivision in Falluja mit.

Ein britischer Soldat, der im Irak einen 13 Jahre alten Buben durch Schüsse verletzt hatte, kommt vor ein Kriegsgericht. Der Gefreite Alexander Johnston soll ihn im vergangenen September während des Wachdienstes im Süden des Landes angeschossen haben. Der Prozess werde voraussichtlich im Irak stattfinden, teilte der britische Generalstaatsanwalt Lord Goldsmith mit.

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