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Saddam Hussein wieder im Amt

Die Präsidentenwahl in Irak hat nach offiziellen Angaben aus Bagdad eine 100-prozentige Zustimmung für Amtsinhaber Saddam Hussein ergeben.

Alle 11.445.638 Wahlberechtigten seien an die Urnen gegangen und hätten ihrem Staatschef eine weitere siebenjährige Amtszeit gewährt, erklärte der stellvertretende Vorsitzende des Revolutionären Kommandorats, Issat Ibrahim, am Mittwoch in der irakischen Hauptstadt. Die USA sprachen dem Wahlergebnis jegliche Glaubwürdigkeit ab.

„Dies ist eine einzigartige Manifestation der Demokratie, die allen anderen Formen der Demokratie überlegen ist – selbst in Ländern, die Irak belagern und ersticken wollen“, sagte Ibrahim mit Bezug auf die Vereinigten Staaten und fügte warnend hinzu: „Im Falle einer Aggression müssen sich die Amerikaner all diesen Leuten stellen, die jetzt mit Ja gestimmt haben.“ Diese würden in jedem Dorf, in jedem Haus für ihr Land kämpfen.

Zuvor hatte US-Regierungssprecher Ari Fleischer in Washington erklärt, diese Wahl ohne einen Gegenkandidaten sei keinesfalls ernst zu nehmen. Auch sei es unglaubwürdig, dass mehr als elf Millionen Stimmzettel so schnell ausgezählt werden könnten, um mit Sicherheit ein 100-prozentiges Endergebnis deklarieren zu können.

Beim letzten Referendum im Oktober 1995 hatten 99,96 Prozent der Wahlberechtigten für Saddam Hussein gestimmt. Schon vor der Wahl am Dienstag hatte sich die Regierung entschlossen gezeigt, dieses Ergebnis zu verbessern. Beobachtungen zufolge gaben die Wähler mitunter gleich mehrere Stimmzettel ab mit der Begründung, sie hätten für ihre Familienmitglieder mitgewählt. Ibrahim ließ jedoch keine Einwände gegen das Ergebnis gelten.

In Bagdad begannen unterdessen die Jubelfeiern. Der Mittwoch war schon vor Bekanntgabe des Ergebnisses zum Feiertag erklärt worden. In Scharen strömten Männer auf die Straßen und vollführten Freudentänze. Ein Lastwagenfahrer erklärte, die 100-prozentige Zustimmung für Saddam Hussein zeige die Bereitschaft der Iraker, ihr Land und ihren Präsidenten zu verteidigen.

Ibrahim betonte, das Ergebnis beweise, dass es innerhalb Iraks keine Opposition gegen Saddam Hussein gebe. Diese sei lediglich im Norden des Landes anzutreffen. Er bezog sich damit offensichtlich auf die von Kurden bewohnte Schutzzone, die nicht an der Wahl beteiligt war. Eine Umfrage unter rund 3.000 Anwohnern dort ergab, dass 94,5 Prozent gegen Saddam Hussein gestimmt hätten, wie die in London erscheinende Zeitung „Al Hayat“ am Mittwoch berichtete.

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