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Ärzte-Informationstag statt Streik

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Statt des ursprünglich geplanten Streiks haben die Ärzte am Donnerstag einen „Informationstag“ abgehalten. In den Ordinationen wurden die Patienten nicht nur behandelt, ihnen wurde von den Medizinern auch Informationsmaterial überreicht.

In persönlichen Gesprächen versuchten Ärzte auch darauf aufmerksam zu machen, dass sie immer noch die „Gefahr der Verstaatlichung unseres Gesundheitssystems“ sehen. Darüber hinaus wurden in ganz Österreich verschiedene Aktionen gesetzt.

So wurden in Wien breitflächig auf den Straßen Zettel an Passanten verteilt. In allen Bundesländern fanden Delegiertenversammlungen in den Ärztekammern statt. Am Grazer Hauptplatz wurde eine „Info-Ordination“ aufgebaut, in der zahlreiche Ärzte „ordinierten“. In Innsbruck wurden Gratis-Kinokarten für den Michael Moore-Film „Sicko“ verlost, der eine kritische Analyse des US-Gesundheitssystems zum Inhalt hat. Der Vorarlberger Ärztekammer-Präsident wandte sich in einer Postwurfsendung an seine Landsleute. Die am Mittwoch in bundesweiten Zeitungen gestartete Inseratenkampagne wurde am Donnerstag in regionalen Medien fortgesetzt. In Salzburg wurde die geplante Übergabe einer Protestresolution an Landeshauptfrau Gabi Burgstaller durch eine Delegation der Ärztekammer auf nächste Woche verschoben.

Der Ärzteschaft geht es bei ihrem Informationstags darum, vor einer Entwicklung des Gesundheitswesens in Richtung Staatsmedizin zu warnen. In Großbritannien habe einer derartige Ausrichtung des Gesundheitssystems zur Abschaffung der freien Arztwahl geführt, sowie dazu, dass manche Patienten überhaupt nicht mehr behandelt werden. Diese Gefahr sei trotz der mit Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky (V) Ende Oktober geschlossenen Vereinbarung, nach der die ursprünglich geplanten Ordinationsschließungen und Betriebsversammlungen in den Spitälern abgesagt wurden, noch nicht gebannt. Denn es komme nun auf die Konkretisierung der Bestimmungen des 15a-Vertrags durch Gesetzesänderungen an, argumentierte Ärztekammer-Präsident Walter Dorner am Donnerstag.

Dorner mahnte einen breiten gesellschaftlichen Diskurs über die geplante Umstrukturierung des Gesundheitswesens ein. Das Gesundheitswesen solle sehr weitgehend auf staatliche Vorgaben ausgerichtet werden. Diese Entwicklung laufe bisher im Stillen ab, sagte der Ärztekammer-Präsident. „Die Bevölkerung hat aber ein Recht zu erfahren, was sie erwartet, und es ist höchste Zeit für die Politik, offensiv über diesen Systemwandel aufzuklären und die Bevölkerung in den Dialog einzubinden.“

Dorner beklagte, dass sowohl Bundeskanzler Alfred Gusenbauer als auch Vizekanzler Wilhelm Molterer der Bitte der Ärztekammer um gemeinsame Gespräche bisher nicht nachgekommen seien. „Wir stehen Gewehr bei Fuß, haben aber trotz wiederholter Vorstöße bisher keine Gesprächstermine erhalten“, bedauerte der Ärztekammer-Präsident.

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