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Russland testete Langstreckenrakete

In einer Reaktion auf den US-Raketenschild in Osteuropa hat Russland eine Langstreckenrakete getestet.

Bei einem “Routinetest” sei am Donnerstag eine Interkontinental-Rakete vom Typ PC-12M Topol im nordrussischen Plessezk abgeschossen worden, sagte ein Sprecher der strategischen Streitkräfte nach Angaben der russischen Nachrichtenagentur RIA Nowosti. Damit sei Material für potenzielle Kampfeinsätze gegen Boden-Raketen getestet worden. Die Topol flog rund 6000 Kilometer weit und ging auf der russischen Halbinsel Kamtschatka nieder. Russland hatte die Rakete als Reaktion auf den geplanten US-Raketenschild entwickelt.

Die Einrichtung eines Raketenabwehrsystems erfordere “asymmetrische” Gegenmaßnahmen, sagte der Sprecher. Dazu gehörten schwer zu ortende Raketen, deren Flugbahn kaum vorherzusagen sei. Die getestete Rakete habe gezeigt, dass sie gut geschützte Objekte präzise treffen und Erkennungssysteme umgehen könne. Es werde heuer noch weitere Raketentests geben, hieß es. Die mobilen Topol-Raketen sind Teil des Raketenprogramms Russlands bis zum Jahr 2015. Sie können einen Atomsprengkopf 10.000 Kilometer weit tragen. Die erste Topol-Rakete wurde 1981 abgefeuert. Der jüngste Test fand im Dezember 2007 statt.

Das russische Außenministerium hatte erst vorige Woche bekräftigt, dass es auf die US-Raketenabwehrpläne reagieren werde, “und nicht nur durch diplomatischen Protest”. Vor gut einer Woche hatten Warschau und Washington ein Abkommen unterzeichnet, das die Stationierung von zehn US-Abfangraketen in Polen erlaubt. Ebenfalls zum US-Raketenschild in Osteuropa zählt eine Radaranlage, die in Tschechien errichtet werden soll. Deren Bau war zwischen Prag und Washington schon im Juli vereinbart worden. Am Dienstag verständigten sich die beiden Staaten auch auf ein ergänzendes Abkommen zum rechtlichen Status der auf der Anlage zu stationierenden US-Soldaten.

Moskau sieht sich durch das Raketenabwehrsystem in der Nähe seiner Grenze bedroht. Die USA hatten jedoch stets betont, es richte sich “gegen die neuen Bedrohungen des 21. Jahrhunderts, gegen Langstreckenraketen aus Ländern wie dem Iran oder Nordkorea”. Die Tatsache, dass der Durchbruch in den monatelangen Raketenschild-Verhandlungen zwischen Washington und Warschau ausgerechnet während der Kaukasus-Krise gelang, wurde von Moskau als Beweis dafür gewertet, dass sich das Projekt in Wirklichkeit gegen Russland richte.

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