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Russland rüstet Schulen nach Geiseldrama

Alarmsysteme, Sprechanlagen, Überwachungskameras und bewaffnete Sicherheitskräfte: Nach dem blutigen Geiseldrama im nordossetischen Beslan werden einige Schulen Russlands in regelrechte Hochsicherheitsfestungen verwandelt.

Bei Schülern, Eltern, Lehrern und Behörden sitzt die Angst tief, der Albtraum von Beslan mit mindestens 172 getöteten Kindern könnte sich wiederholen. Die Stadt Sankt Petersburg rüstet daher auf: Rund 325.000 Euro stellt die zweitgrößte Stadt Russlands für verschärfte Sicherheitsvorkehrungen an allen Schulen zur Verfügung.

Die Schule Nummer 126 im Norden der Stadt ist bereits mit einem neuen Alarmsystem ausgestattet. Die örtliche Verwaltung habe die Alarmanlage bezahlt, Eltern von Schülern hätten eine Sprechanlage beigesteuert, sagt die Schulleiterin Tatjana Temnikowa. Einige Eltern hätten zudem den Aufbau von Überwachungskameras vorgeschlagen. Die Kosten dafür seien ihnen nicht wichtig, die Sicherheit ihrer Kinder dagegen schon, sagt die Pädagogin.

Außer Schülern und Lehrern darf niemand mehr die Schule Nummer 126 unangemeldet betreten. Besucher benötigen jetzt eine Erlaubnis des Direktors. Selbst für Eltern gelten strenge Regeln. So muss auch Natalia Buligina vor dem Schultor auf ihren achtjährigen Sohn warten. Damit ist die Mutter jedoch einverstanden. „Je weniger Fremde in die Schule können, desto einfacher ist es, für Sicherheit zu sorgen“, sagt sie. „Und die Sicherheit unserer Kinder ist das, was zählt.“

Sicherheitsexperten bezweifeln jedoch, ob ein Umbau von Schulen in Festungen ausreicht. Der Direktor einer Sankt Petersburger Sicherheitsagentur, Jewgeni Kostin, glaubt, dass nur eine weit reichende Verbesserung der gesamten nationalen Sicherheit wirklichen Schutz bieten könne – so wie es der russische Präsident Wladimir Putin auch versprochen hat. Temnikowa ist indes schon mit ihrer aufgerüsteten Schule Nummer 126 zufrieden: „Zumindest haben die Eltern keine Angst, ihre Kinder in der Schule zu lassen“, betont sie.

Die Mutter einer 16-jährigen Schülerin, Marina Badchen, findet die verschärften Sicherheitsmaßnahmen zwar “überzogen und zu auffällig“. Trotzdem hat sie zugestimmt, für die Einstellung eines zusätzlichen Wachmanns an der Schule jetzt monatlich 300 Rubel (8,34 Euro) Schulgeld zu bezahlen – drei Mal so viel wie zuvor. „Nur zur Vorsicht“, sagt sie.

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