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Russland: Putin betont Beziehungen zu EU

Der russische Präsident Wladimir Putin hat bei der 750-Jahr-Feier der Stadt Kaliningrad (früher Königsberg) den Wunsch nach engen Beziehungen zur Europäischen Union betont.

„Wir sind interessiert an wirklich partnerschaftlichen, freundschaftlichen Beziehungen zur EU, zu unseren Nachbarländern“, sagte Putin am Samstag in einer Ansprache. In der Ostsee-Exklave seien sich europäische und russische Märkte räumlich nahe. Dies solle zum Aufschwung des Gebietes, das seit 60 Jahren russisch ist, beitragen.

Wegen der belasteten Beziehungen zu Litauen und Polen, von denen die Exklave geografisch umschlossen ist, hatte Putin zu der Feier des früheren Königsberg allerdings keine Vertreter aus Warschau und Vilnius eingeladen. Putin betonte, dass die ehemals deutsche Stadt schon vor 1945 eine Rolle in der russischen Geschichte gespielt habe. Von hier aus habe Russland seine ersten Kontakte zum Westen geknüpft. Zar Peter I. (der Große, 1672-1925) und seine große Gesandtschaft seien auf dem Weg nach Westeuropa in Königsberg gewesen. Moskau werde die Region weiter entwickeln.

Am Sonntag will Putin im Seebad Swetlogorsk (früher Rauschen) bei Kaliningrad den deutschen Bundeskanzler Gerhard Schröder und Frankreichs Präsident Jacques Chirac treffen. Am Samstag hielt der russische Staatschef eine Sitzung des Staatsrates in Kaliningrad ab, dem alle Regionalgouverneure angehören.

Die Bevölkerung der Stadt beging das Jubiläum der Stadtgründung Königsbergs vor 750 Jahren am zweiten Tag mit Konzerten, Volksfesten und anderen Veranstaltungen. „Die Stadt ist renoviert und die Straßen sind gereinigt, und dann kommt noch der Präsident“, freute sich ein Student, „Das ist cool.“ Die Brüskierung Litauens und Polens ärgert aber auch manche Einwohner: „Politik ist Politik, aber das sind unsere Nachbarn und sie hätten eingeladen werden sollen“, sagte eine Schulleiterin.

Die Stadt wurde 1255 als Königsberg vom Deutschen Orden gegründet. Bis zur Eroberung und Zerstörung durch die sowjetischen Truppen im Jahr 1944 war Königsberg die Hauptstadt von Ostpreußen. Vor allem weil die Sowjets Ostpreußen nach Kriegsende zu „ur-slawischer“ Erde erklärt hatten, war in den Monaten vor dem 750. Stadtjubiläum ein heftiger Streit darüber entbrannt, was an diesem Wochenende überhaupt gefeiert werden soll.

Von der Sowjetunion wurde die Stadt in Kaliningrad umbenannt – nach dem früheren sowjetischen Staatsoberhaupt Michail Kalinin, der Mitverantwortung für die Millionen Opfer der sowjetischen Gulags trug. Die Sowjetunion hatte die Stadt nach der Besetzung zu einem wichtigen Militärstützpunkt ausgebaut. Nur ein geringer Teil der weitgehend zerstörten historischen Bausubstanz wurde wieder aufgebaut.

Seit dem Zusammenbruch der UdSSR lebt etwa eine Millionen Menschen in Kaliningrad vom russischen Staat getrennt. Der EU-Beitritt Litauens und Polens hat das Gefühl der Isolation für viele noch verstärkt.

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