Dies teilte der Beauftragte von Präsident Wladimir Putin für die Südregion am Donnerstag mit. Der Verdacht eines Terroranschlags bleibe bestehen, sagte Wladimir Jakowlew laut einer Meldung der amtlichen Nachrichtenagentur ITAR-TASS. In Russland wurde am Donnerstag Staatstrauer verhängt. Die Medien gingen in ihren Kommentaren großteils von einem terroristischen Hintergrund aus.
Die Aufzeichnungsgeräte für Flugdaten und Gespräche im Cockpit seien schon vor dem Absturz der beiden Tupolew-Maschinen ausgefallen, erklärte Jakowlew. Der Ausfall beider Rekorder bekräftige die Vermutung, dass sehr plötzlich etwas passiert sei. Die Passagierflugzeuge verschwanden am späten Dienstagabend fast zeitgleich von den Radarschirmen.
Eine Regierungskommission unter Leitung von Transportminister Igor Lewitin nahm am Donnerstag in der Nähe von Tula, 200 Kilometer südlich von Moskau, Untersuchungen an einer der beiden Absturzstellen auf. Dort ging eine Tu 134 auf dem Weg nach Wolgograd mit 43 Menschen an Bord zu Boden. Noch gebe es keine absolute Klarheit über die Vorgänge, sagte Lewitin. In der Region Rostow stürzte eine Tu 154 mit 46 Menschen auf dem Weg nach Sotschi ab. Beide Maschinen waren im Abstand von 40 Minuten vom Moskauer Flughafen Domodedowo aus gestartet.
Generalstaatsanwalt Wladimir Ustinow erklärte am Mittwochabend, die Ermittlungen gingen in alle Richtungen. Neben der Möglichkeit eines Terroranschlags komme auch menschliches und technisches Versagen in Betracht. Die Vermutung eines Terroranschlags gründet sich vor allem auf die Parallelität der Ereignisse sowie auf die Tatsache, dass die Trümmerteile weit gestreut wurden, was eine Explosion nahelegen könnte.
In der Kaukasus-Republik Tschetschenien, wo separatistische Rebellen die Löslösung von Russland betreiben, wird am Sonntag ein Nachfolger für Präsident Achmad Kadyrow gewählt, der im Mai einem Attentat zum Opfer fiel. Vertreter der tschetschenischen Rebellen haben erklärt, sie hätten mit den Abstürzen nichts zu tun.
Mit Empörung reagierten in Russland Medien, Politiker und Experten auf die Versuche der politischen Führung, die zeitgleichen Abstürze von zwei Flugzeugen mit 89 Toten als Unfälle darzustellen. Das Volk hat das schnell kapiert. Trotz der gigantischen Bemühungen des Staatsfernsehens sind bei uns noch nicht alle verblödet, schimpfte die Boulevardzeitung Moskowski Komsomolez am Donnerstag. Russische Zeitungen kritisierten auch die mangelnden Sicherheitsvorkehrungen auf dem Abflughafen der beiden Unglücksmaschinen, Domodedowo.
Die Russische Föderation trug am Donnerstag Staatstrauer. Im ganzen Land wehten Flaggen auf Halbmast, Theater strichen Komödien von ihren Spielplänen, Fernsehsender änderten ihre Programmpläne und zeigten, wie Angehörige die Absturzorte erreichten, um die Opfer zu identifizieren.