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Russland: Chodorkowski verwundet

Der frühere russische Ölunternehmer Michail Chodorkowski ist von einem Mithäfling in seiner Gefängniszelle bei einem Messer-Attentat schwer verletzt worden.

Anwalt Juri Schmidt warf den Behörden am Samstag vor, den Zwischenfall vertuschen zu wollen. Chodorkowski sei in der Nacht zum Freitag mit blutigem Gesicht aufgewacht, hieß es in einer auf Chodorkowskis Website veröffentlichten Erklärung.

Die Wunde sei genäht worden, der 42-Jährige werde nun in der Klinik des Gefangenenlagers im sibirischen Krasnokamensk behandelt. Der staatliche Gefängnisdienst erklärte laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Interfax, ersten Informationen zufolge habe Chodorkowski im Verlauf eines Streits mit einem Mithäftling Kratzer an der Nase davongetragen.

Chodorkowskis Pressedienst berichtete dagegen: „Der Angreifer hat ihm das Gesicht mit einem Schustermesser zerschnitten.“ Bei einer später vorgenommenen Durchsuchung der Zelle seien ein weiteres Messer und eine Rasierklinge gefunden worden. Es handle sich um „Objekte, die im Gefängnis verboten sind“.

Anwalt Schmidt sagte, die Behörden ließen nicht erkennen, dass sie wegen des Zwischenfalls strafrechtliche Ermittlungen einleiten wollten. Dies zeige, dass Chodorkowski entgegen öffentlicher Beteuerungen „weniger Rechte als andere gewöhnliche Gefangene“ habe. Chodorkowski wurde wegen Verstoßes gegen Gefängnisregeln – dem Besitz von Dokumenten über die Rechte von Häftlingen und Teetrinkens an einem unerlaubten Ort – bisher zwei Mal unter Einzelhaft gestellt. Seine Anwälte sehen dies als Versuch, seine Führungsakte zu beschmutzen um zu verhindern, dass seine Strafe auf Bewährung ausgesetzt werde.

Der Gründer des Ölkonzerns Yukos wurde wegen Betrugs und Steuerhinterziehung zu acht Jahren Haft verurteilt, die er in dem abgelegenen sibirischen Lager verbüßt. Beobachter sprechen von einem politisch motivierten Prozess.

Gefängnisverwaltung dementiert Angriff auf Chodorkowski

Die russische Gefängnisverwaltung hat Berichte zurückgewiesen, wonach der frühere Ölmagnat Michail Chodorkowski von einem Mithäftling in seiner Gefängniszelle mit einem Messer angegriffen und schwer verwundet wurde. „Nichts dergleichen ist geschehen“, versicherte Behördenchef Juri Kalinin am Samstag der russischen Nachrichtenagentur Itar-TASS.

In Wirklichkeit sei in den frühen Morgenstunden ein Streit zwischen Chodorkowski und „seinem jungen Freund“ ausgebrochen, dieser habe ihm einen Fausthieb auf die Nase gegeben. Chodorkowski habe lediglich eine Schramme, aber keine „offenen Wunden“ davongetragen.

Kalinin kündigte für Montag einen detaillierten Bericht an. Der Pressedienst des früheren Yukos-Chefs hatte zuvor mitgeteilt, ein Mithäftling habe Chodorkowski nachts mit einem „Schustermesser“ angegriffen und sein Gesicht entstellt. Bei der Durchsuchung der Zelle seien später ein weiteres Messer und eine Rasierklinge gefunden worden. Laut dem Pressedienst „machen sich die Anwälte keine Illusionen über die wahren Hintermänner“ der Attacke. Sie wollen beantragen, dass der Vorfall umfassend aufgeklärt werde.

Der einstmals reichste Mann Russlands war im Mai 2005 wegen Steuerhinterziehung und Betrugs zu acht Jahren Haft verurteilt worden. Zurzeit sitzt der 42-Jährige seine Strafe in einem sibirischen Lager ab. Ein Antrag seiner Anwälte, ihn in die Nähe seiner Familie nach Moskau verlegen zu lassen, wurde im April von einem Gericht der russischen Hauptstadt abgelehnt.

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