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Russland, China und die Araber favorisieren Obama als US-Präsidenten

US-Präsident Obama bei einem Wahlkampfauftritt.
US-Präsident Obama bei einem Wahlkampfauftritt. ©EPA
Barack Obama wird von vielen Staaten rund um den Globus als US-Präsident bevorzugt. Eine Ausnahme bildet dabei Israel.

Aus Sicht des Kremls dominiert die geplante US-Raketenabwehr in Europa die Beziehungen zwischen Moskau und Washington. Russland stuft das “Schlüsselproblem” nahe seiner Grenze als direkte Bedrohung ein, doch bisher sind die USA nicht zu den geforderten schriftlichen Sicherheitsgarantien bereit. Nach Einschätzung von Russlands Präsident Wladimir Putin könnte eine Wiederwahl Obamas die Dinge deutlich vereinfachen. “Ich glaube, dass er ein aufrichtiger Mensch ist und wirklich viele Veränderungen zum Besseren will”, sagte der Kremlchef unlängst. Für Obamas republikanischen Widersacher Mitt Romney hat Putin hingegen keine warmen Worte übrig. Es sei ein schwerer Fehler, dass Romney Russland als größten geopolitischen Gegner bezeichne, kritisierte Putin.

“Panda-Knuddler” vor “Drachentöter”

China wäre ein Sieg von Amtsinhaber Barack Obama bei den US-Präsidentschaftswahlen am liebsten. Allen Spannungen zum Trotz hat sich das Verhältnis zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Erde gar nicht so schlecht entwickelt, wie chinesische Experten anmerken. Hauptstreitpunkte für die USA sind aber das Handelsdefizit der USA und die Marktbarrieren in China. Der Vorwurf, dass China seine Währung unterbewerte, um seine Exporte zu verbilligen, hat eigentlich an Brisanz verloren. Seit 2005 hat der Yuan um 30 Prozent zugelegt. Obamas republikanischer Herausforderer Romney will China trotzdem “am ersten Tag im Amt” als Währungsmanipulator einstufen. Das hätte Strafzölle zur Folge. Romney profiliert sich auf diese Weise als “Drachentöter” und bringt Obama als “Panda-Knuddler” unter Druck.

Obama ist der Favorit der Araber

Radikale Ansichten, Breitseiten gegen die Palästinenser: In der arabischen Welt hat sich der republikanische Präsidentschaftsbewerber Mitt Romney bisher keine Freunde gemacht. Die Araber sind zwar enttäuscht, dass US-Präsident Barack Obama nicht alle Versprechen eingehalten hat, die er ihnen einst bei seiner denkwürdigen Rede in Kairo gegeben hatte. Vor allem an seine Ankündigung, er wolle den Palästinensern zu einem eigenen Staat verhelfen, erinnern sich heute viele Araber mit Bitterkeit. Doch seinen Rivalen können sie überhaupt nicht leiden. Schuld sind vor allem Romneys abwertende Kommentare über die Palästinenser. Erst behauptete er, sie seien nicht wegen der Besatzung, sondern aus “kulturellen” Gründen wirtschaftlich weniger erfolgreich als die Israelis. Dann warf er den Palästinensern vor, sie wollten in Wirklichkeit gar nicht Frieden mit Israel schließen.

Israels rechtes Lager zieht einen US-Präsidenten Romney vor

Der republikanische US-Präsidentschaftskandidat Mitt Romney hat ein israelfreundlicheres Image als der Amtsinhaber Barack Obama. Aus Sicht des rechtsorientierten und siedlerfreundlichen Lagers von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu wäre ein Sieg Romneys bei den US-Wahlen daher sicherlich wünschenswert. Auch der Herausforderer hat Obama schon mehrmals vorgeworfen, er unterstütze Israel nicht stark genug. Die Beziehungen zwischen Netanyahu und Obama gelten als unterkühlt. Beim Antrittsbesuch des israelischen Premiers im Weißen Haus im Mai 2009 hatte Obama Israel zu einem Siedlungsausbaustopp in den Palästinensergebieten und neuen Friedensgesprächen aufgefordert. Kurz vorher hatte Israel aber den Ausbau von Siedlungen angekündigt – dies wurde als Provokation aufgefasst.

Für die meisten Palästinenser ist Obama das kleinere Übel

Die Erwartungen der Palästinenser vor der Präsidentenwahl in den USA könnten geringer kaum sein. Im Westjordanland wächst die Verzweiflung über fehlende Fortschritte auf dem Weg zu Frieden und einem eigenen Staat. Im Gazastreifen ist der US-Wahlkampf weit weg vom täglichen Überlebenskampf – die israelisch-ägyptische Blockade hat viele Menschen in Armut gestürzt. US-Präsident Barack Obama trägt daran aus palästinensischer Sicht in nicht geringem Maße Mitschuld. Dennoch würden die meisten der 4,2 Millionen Palästinenser im Westjordanland, im palästinensischen Ost-Jerusalem und im Gazastreifen Obama wohl seinem republikanischen Herausforderer Mitt Romney vorziehen, meint der Kommentator Hani Masri in Ramallah. Romney aber hat es sich vor allem durch Äußerungen über eine angebliche Höherwertigkeit der jüdischen Kultur mit den Palästinensern verdorben. Zu allem Überfluss bezeichnete er Jerusalem als Hauptstadt Israels. Der palästinensische Chefunterhändler Saeb Erekat schimpfte ihn deshalb einen Rassisten.

(APA)

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