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Russland brennt auf Revanche

Im Spiel Spanien - Russland wird heute der zweite EURO-Finalist ermittelt. Fans | Duell der Erfolgstrainer | Spekulationen  | Akinfejew optimistisch | Gefürchtete "Sbornaja" | Teamgeist

Exakt 16 Tage nach der bitteren 1:4-Lektion in Sa­chen Konterfußball will die Hiddink-Truppe bewei­sen, dass sie aus ihren dummen Fehlern gelernt hat. Und es den Iberern mit gleicher Münze heimzahlen. “Ich brenne auf Revanche”, lautete die unmissverständliche Kampfansage von Mittelfeldspieler Sergej Syrjanow vor dem Duell mit dem Angstgegner, der bisher nur ein einziges Mal vor mehr als 37 Jahren – also noch in tiefster Sowjet-Zeit – von der “Sbornaja” bezwungen worden ist.

Kapitän Sergej Semak, mit 32 Jahren der Senior im jüngsten Team des EM-Turniers in Österreich und der Schweiz, verzichtete zwar auf eine derart martialische Wortwahl, ließ aber keinen Zweifel darüber aufkommen, dass er genauso wie der Rest der Mannschaft dasselbe Ziel verfolgt. “Ich will keine Revanche, ich will einfach nur gewinnen”, betonte Semak, der weiß, was sich ändern muss, damit Russland nach den Niederlanden den nächsten Topfavoriten nach Hause schickt. “Wir dürfen nicht mehr so stümperhafte Fehler machen.”

Hiddink pflichtete ihm bei: “Wenn wir wieder so wie im ersten Spiel agieren, also uns so dumm wie eine Schülermannschaft anstellen, dann brauchen wir gar nicht erst aufzulaufen. Doch nach den tollen Lernerfolgen und Leistungen, die meine Spieler zuletzt gezeigt haben, besteht diese Gefahr auch nicht. Trotzdem sind wir noch immer der Außenseiter und Spanien der Favorit.”

Konditionell haben die Russen zuletzt gegen die Niederlande bewiesen, dass sie in absoluter Topform sind. “Nicht nur unsere Kondition ist gut, sondern auch unsere Moral”, bekräftigte Semak. Und Juri Schirkow wies darauf hin, dass der 3:1-Viertelfinal-Triumph nach Verlängerung über die Niederlande das Selbstvertrauen der “Sbornaja” noch weiter gesteigert hat. “Wenn wir einen solchen Gegner schlagen können, ist es egal, gegen wen wir spielen, dann können wir auch Spanien besiegen”, meinte der unermüdliche Linksverteidiger, der zu den größten EM-Entdeckungen zählt.

Auch Igor Semschow schlug verbal in dieselbe Kerbe: “Im Halbfinale gegen Spanien wollen wir jetzt den nächsten Schritt Richtung Titel gehen. Wir haben gegen die Niederlande bewiesen, dass wir sehr gut spielen können. Selbst (der niederländische Trainer, Anm.) Marco van Basten ist in unsere Kabine gekommen, um uns für diese Leistung zu gratulieren. Er hat uns gesagt, dass wir sein Team an die Wand gespielt haben.”

Dieses Pauschallob für die Hiddink-Truppe war natürlich berechtigt, wobei ein Mann aus dem geschlossen starken Kollektiv herausragte: Spielmacher Andrej Arschawin. Der 27-Jährige hatte aufgrund seiner Sperre aus der EM-Qualifikation im ersten Duell mit den Spaniern ebenso wie beim 1:0-Sieg der Russen über Titelverteidiger Griechenland gefehlt. Doch in den Spielen gegen Schweden (2:0) und die Niederlande präsentierte sich der nur 1,72 m große Offensivmann von UEFA-Cup-Sieger Zenit St. Petersburg als Gigant.

Mit extrem enger Ballführung, perfektem Pass-Spiel sowie unermüdlichem Laufeinsatz begeisterte Arschawin bei seinen ersten beiden EM-Auftritten als genialer Einfädler sowie eiskalter Vollstrecker, erzielte er doch sowohl gegen die Skandinavier als auch gegen die “Oranjes” ein Tor. In seinem dritten EURO-Spiel will er erneut groß auftrumpfen und noch eindrucksvoller beweisen, dass er der Mann ist, der den entscheidenden Unterschied in einem Match ausmachen kann.

Schließlich geht es für den personifizierten Alptraum jeder Abwehr im Ernst Happel Stadion nicht nur um den Finaleinzug, sondern auch um seine persönliche Zukunft, trifft das Hiddink-Team doch auf die Auswahl jenes Landes, in dem der Kreativspieler am liebsten sein Geld verdienen möchte. Und sollte Russland tatsächlich der erste Sieg über Spaniens Superstar-Ensemble nach dem Zerfall der Sowjetunion bzw. seit dem 30. Mai 1971 (2:1 in Moskau) glücken, würde wohl ein Wettbieten der Erzrivalen FC Barcelona und Real Madrid um Arschawin entbrennen.

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