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Russland: Bewaffnete in Schule eingedrungen

Bei mehreren Überfallen tschetschenischer Kämpfer auf die südrussische Kaukasusstadt Naltschik sind am Donnerstag Dutzende Menschen ums Leben gekommen. Zu den Angriffen bekennen sich tschetschenische Kämpfer.

Etwa 150 schwer bewaffnete Kämpfer stürmten am Morgen Regierungsgebäude in der Hauptstadt der Kaukasus-Republik Kabardino-Balkarien. Sie lieferten sich heftige Straßenkämpfe mit Sicherheitskräften und zündeten Polizeistationen an. Dabei wurden der Nachrichtenagentur Itar-Tass zufolge 50 Aufständische und mindestens zwölf Bewohner getötet. Die Rebellen nahmen später nach offiziellen Angaben einige Polizisten als Geiseln. Russlands Präsident Wladimir Putin ordnete an, die Kämpfer notfalls zu erschießen. „Der Präsident hat den Befehl erteilt, dass nicht ein Aufständischer die Stadt verlassen darf“, sagte der stellvertretende russische Innenminister Alexander Tschekalin nach einem Treffen mit Putin. „Diejenigen, die bewaffnet sind und Widerstand leisten, sollten nach Putins Worten ausgelöscht werden.“ Die Kämpfe dauerten am frühen Nachmittag an. Nach Regierungsangaben war die Stadt insgesamt aber unter Kontrolle der Sicherheitskräfte.

Radio Moskau berichtete, dass unter den Toten auch 20 Sicherheitskräfte seien. 40 weitere Menschen seien verletzt worden. In anderen Berichten war von mehr als 60 Verletzten die Rede. In der Stadt wurden zusätzliche Sicherheitskräfte und Scharfschützen zusammengezogen.

Die tschetschenischen Kämpfer, die sich „Streitkräfte der kaukasischen Front“ nennen, bekannten sich auf einer Internet-Seite zu dem Angriff. Sie drangen am Morgen in die 280.000-Einwohner-Stadt ein. „Ich bin gerade aufgewacht, als es eine Explosion gab“, sagte ein Bewohner. „Die Gebäude im Zentrum brannten. Ich habe Granaten und schwere Maschinengewehre gehört.“

Ein Vertreter der Polizei sagte Itar-Tass: „Das waren genau geplante und zeitgleiche Anschläge der Banditen“. Dem Staatsanwalt der Region zufolge waren unter anderem das Innenministerium und das Polizei-Hauptquartier Ziel der Angriffe. Die Rebellen hätten auch versucht, den Flughafen zu besetzen, seien aber von Polizisten zurückgedrängt worden. Weite Teile der Stadt seien abgesperrt. Schüsse waren zu hören.

Erste Berichte, nach denen eine Schule überfallen wurde, bestätigten sich indes nicht. Vorsorglich wurden die Kinder aber in Sicherheit gebracht. Die Meldungen hatten Erinnerungen an das Geiseldrama von Beslan im September vergangenen Jahres geweckt, bei dem 331 Menschen ums Leben kamen. Ein Gesandter Putins sagte dem staatlichen Fernsehen, die Kämpfer hätten in einer der angegriffenen Polizeistationen in Naltschik Geiseln genommen. Die Sicherheitskräfte bereiteten sich auf eine Befreiungsaktion vor.

Kabardino-Balkarien ist moslemisch geprägt und liegt westlich von Tschetschenien. In den vergangenen Monaten ist es dort verstärkt zu Überfällen gekommen. Die Behörden hatten mehrmals radikale Islamisten für die Angriffe verantwortlich gemacht. Das etwa 12.000 qkm große Kabardino-Balkarien ist eine binationale Republik. Die Kabardiner sind ein kaukasisches, die Balkaren ein Turkvolk. Ebenso wie im nahen Tschetschenien ist der sunnitische Islam dominierend. Mehr als 30 Prozent der Bevölkerung sind Russen.


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