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Russische Greißler in Wien unter Druck: Anfeindungen und Lieferprobleme

Russische Greißler in Wien haben es derzeit schwer.
Russische Greißler in Wien haben es derzeit schwer. ©pixabay.com (Symbolbild)
Ein Wien gibt es eine Handvoll Supermärkte, die russische Lebensmittel anbieten. Meist handelt es sich um russisch-stämmige Österreicher, die Produkte aus der gesamten ehemaligen Sowjetunion verkaufen. Durch den Ukraine-Krieg geraten diese Greißler aber unter Druck.

Der russische Überfall auf die Ukraine bringt die Händler unter Druck, berichtet der wien.orf.at. Ukrainische Produkte blieben ab Kriegsbeginn demnach zumindest vorübergehend aus. Zudem gibt es Anfeindungen - aber auch neue Kunden.

Russische Greißler in Wien über Anfeindungen und Belieferung

"Alles was mit Weizen und Getreide aus der Ukraine zu tun hatte, wie zum Beispiel Kekse, aber auch Sonnenblumenöl, kam auf einmal nicht mehr", sagt Natalya Abramova laut dem Bericht. Sie hat ein Geschäft im auf der Wieden. Doch momentan sind die Regale gefüllt. "Es ist alles anders gekommen als gedacht. Im Moment bekommen wir alles", sagt Abramova. Im Moment liefert ein deutscher Unterhändler, der die Produkte aus Weißrussland importiert, weiterhin an das kleine Lebensmittelgeschäft.

Es ist aber offen, ob das so bleibt, andere Händler bezweifeln das stark. "Das sind alles Konserven", sagt Olessia Zolotareva vom Berioska-Lebensmittelladen in der Inneren Stadt und zeigt auf eingelegte Paradeiser in den Regalen. "Wir wissen nicht, ob das frisch hergestellte Produkte sind oder ob nur alter Lagerbestand verkauft wird." Es bestehe die Gefahr, dass der deutsche Unterhändler nicht dauerhaft weiterliefern könne.

Die EU-Sanktionen gegen Russland betreffen momentan keine Lebensmittel. Doch manche Nahrungsmittel könnten von der Regierung in Moskau zurückgehalten werden, so die Wirtschaftskammer gegenüber wien.ORF.at. Da der Transport mit Flugzeug und Schiff momentan unter Sanktionen steht, bleibt nur noch der Lkw-Transport. Das treibt die Preise in die Höhe.

Viele beliebte russische Lebensmittel nicht verfügbar

Ein wenig rosiges Bild zeichnet ein anderer Lebensmittelhändler, der anonym bleiben möchte: "Beliebte Produkte wie russische Schokolade bekomme ich nicht mehr." Viele Produkte seien nicht mehr verfügbar, so der Händler: "Wenn alles aufgekauft wurde, werden die Regale leer bleiben."

Beim Greißler von Abramova wurde auch ein Fenster von Unbekannten eingeschlagen. "Ich war schockiert aber es ist immerhin nichts gestohlen worden."

Russische Lebensmittelhändler in Wien beschimpft

Auf der Glaswand Olessia Zolotarevas Laden hängt ein Schild mit der Aufschrift "Нет войне" - Russisch für "Nein zum Krieg". Doch trotzdem klebten auf einmal in der Früh Pickerln auf ihrem Geschäft: "Nein zu russischen Schweinen". "Wir haben nie verheimlicht, dass wir ein russisches Geschäft sind. Früher war das eben mit Nostalgie verbunden", sagt Zolotareva neben einem T-Shirt mit dem Wappen der Sowjetunion stehend. Doch mit dem Krieg sei das Wohlwollen vieler gegenüber allem Russischen ins Gegenteil umgeschlagen. "Ich verstehe die Abneigung von Ukrainern natürlich. Auch ich finde die Gesamtsituation peinlich", sagt sie. Die Aufschrift "Russische Spezialitäten" auf der Eingangstür habe sie mittlerweile zu "Ostspezialitäten" abgeändert. Aber nicht wegen den Anfeindungen, betont sie.

Ukrainische Flüchtlinge kaufen bei russichen Greißlern

Trotz Anfeindungen blieben Kunden nicht aus, eher im Gegenteil - sogar besonders ukrainische Flüchtlinge würden jetzt in russischen Lebensmittelläden einkaufen, sagt Abramova: "Die Essgewohnheiten ähneln sich. Viele sind noch nicht mit der österreichischen Küche vertraut und wollen Gewohntes essen. Meine Kundschaft hat sich fast verdoppelt."

Unbelastet ist die Beziehung zur neuen Kundschaft aber nicht. Als eine Ukrainerin mit ihrem Kind bei Abramova im Geschäft war und es eine russische Flagge sah, sagte es laut der Geschäftsfrau: "Mama, gehen wir raus. Da sind Russen."

(APA/Red)

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