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Russen wollen auf Kunstrasen Deutschland stürzen

Arschawin und Hiddink wollen Deutschland auf Kunstrasen zu Fall bringen
Arschawin und Hiddink wollen Deutschland auf Kunstrasen zu Fall bringen ©EPA
"Es ist die wichtigste Partie des Jahres und wir werden alles tun, um zu gewinnen", sagte der russische Teamchef Guus Hiddink vor dem WM-Quali-Schlager gegen Deutschland auf dem Kunstrasen des Luschniki-Stadions.

Der Wettlauf zur Fußball-WM 2010 geht in die finale Phase. In den letzten zwei Runden wird entschieden, welche sechs Länder des Alten Kontinents das schon fix qualifizierte Europa-Trio England, Spanien und die Niederlande als Gruppen-Sieger auf direktem Weg nach Südafrika begleiten werden und welche acht beste Pool-Zweiten den Umweg über die Barrage (Auslosung 19. Oktober in Zürich/Spieltermine 14. bzw. 18. November) einschlagen müssen.

Mit Dänemark – Schweden (Gruppe 1), Slowakei – Slowenien (3) und Russland – Deutschland (4/17.00 Uhr MESZ/live ZDF) kommt es gleich zu drei direkten Duellen des Ersten mit dem Zweiten, wobei von den Verfolgern nur die Russen gegen den Spitzenreiter Heimvorteil genießen. Sie empfangen Ballack und Co auf dem Kunstrasen des Luschniki-Stadions. “Es gibt doch nichts Schöneres als einen Thriller um Platz eins vor vollem Haus” sagte Guus Hiddink.

Die einen Punkt zurückliegenden Gastgeber, die unbedingt gewinnen müssen, wollen die Deutschen stürzen, werden aber nicht von den besten Vorzeichen begleitet. Ein Jahr nach ihrem furiosen EM-Auftritt in Österreich und der Schweiz hat sich die “Sbornaja” nach Ansicht vieler russischer Experten nicht wie erhofft weiterentwickelt. Der populäre TV-Moderator Gennadi Orlow erinnerte, dass Hiddinks Mannen in den vergangenen Jahren nur wenige große Teams besiegt haben.

“Wir haben bei der EM zwar die Niederlande geschlagen, aber zweimal gegen Spanien verloren. Und die Spiele danach in Deutschland und zu Hause gegen Argentinien waren Pleiten”, kritisierte der St. Petersburger. Beobachter bringen die vermeintliche Stagnation des Nationalteams mit einer Krise in der Liga in Verbindung. Viele namhafte Trainer (Dick Advocaat, Michael Laudrup, Zico etc.) und Spieler (Andrej Arschawin, Juri Schirkow, Pawel Progrebnjak usw.) gingen, weil die schwerreichen Sponsoren, meist Ölmagnaten der Vereine, wegen der Weltwirtschaftskrise ihre Geldhähne zurückschraubten.

So überraschte es nicht wirklich, wenn Hiddink vor dem Schlager erstmals offen von einem möglichen Abschied nach Vertragsende 2010 sprach. “Ich will am Samstag nicht nur ein gutes Ergebnis erzielen, sondern außerdem das Fundament für die Zukunft des russischen Fußball legen – auch wenn ich dann vielleicht nicht mehr dabei bin”, sagte der 62-Jährige, vor dessen möglichen Abgang Kapitän Andrej Arschawin warnte. Dann würde das Nationalteam zerbrechen, glaubt der Arsenal-Legionär.

Zurück zur Gegenwart. Mittelfeldspieler Sergej Semak erwartet einen defensiv eingestellten Gegner. “Die Deutschen werden konsequent verteidigen”, meinte der Kapitän des russischen Meisters Rubin Kasan. Sein Team wolle die DFB-Abwehr mit schnellen Kombinationen aushebeln. Er warnte aber besonders vor Standards der Gäste. Dazu sagte Hiddink der Zeitung “Komsomolskaja Prawa”: “Unsere Spieler sind im Schnitt zehn Zentimeter kleiner, aber wir haben deshalb keine Angst.”

Hinter den Russen wird ein ausverkauftes Haus stehen, das sie zum Sieg peitschen soll. “Wir hätten die Arena dreimal füllen können”, erzählte Sportminister Witali Mutko. Laut Medien sollen für eine Karte auf dem Schwarzmarkt umgerechnet bis zu 3.500 Euro verlangt und auch bezahlt worden sein. Ein großes Thema im Vorfeld waren auch die vier bis sechs Zentimeter hohen Plastikhalme des künstlichen Grüns. DFB-Trainer Joachim Löw würde den ungewohnten Boden bei einer Niederlage nicht als Ausrede geltenlassen.

“Das darf kein Alibi sein”, erklärte der frühere Austria-Trainer klipp und klar. Hingegen schüttelte der Schalker Trainer Felix Magath “über die FIFA den Kopf”. Der Meistermacher schimpfte: “Es ist eine Unverschämtheit, dass der Verband einen solchen Belag auf diesem Niveau zulässt. Das ist Wettbewerbsverzerrung”. Die Spieler machen daraus keine Wissenschaft. “In Salzburg habe ich mal drauf gespielt, da habe ich keinen großen Unterschied erkannt”, so Bayern-Stürmer Mario Gomez.

Löw wird kein Risiko eingehen und verzichtet auf große Personalveränderungen. Mit bewährten Kräften und mutiger Spielweise will der Bundestrainer die direkte WM-Qualifikation perfekt machen. Ein Remis würde in Moskau schon reichen, wenn am Mittwoch in Hamburg gegen die Finnen der Pflichtsieg gelingt. “Nur auf Remis zu spielen, das liegt uns nicht. Und das ist auch nicht mein Ansinnen. Ich möchte das Spiel gegen Russland gewinnen”, verkündete der 49-Jährige.

Besonders Augenmerk müssten seine Spieler auf Arschawin legen. “Er ist ein Genie mit unglaublicher Effizienz, wir dürfen ihn nie alleine lassen”, meinte Löw, dessen Schützlinge den Optimismus teilen. “Wir Deutschen haben ein spezielle Mentalität, sind in wichtigen Spielen immer konzentriert und voll da. Wir sind uns sicher, dass wir es auf direktem Weg schaffen werden”, sagte Chelsea-Legionär und Teamkapitän Michael Ballack.

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