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Russen verabschieden sich tränenreich von Solschenizyn

Einen Tag vor der Beisetzung von Alexander Solschenizyn haben die Russen tränenreich Abschied von ihrem Literaturnobelpreisträger genommen.
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Trotz strömenden Regens versammelten sich am Dienstag mehrere hundert Menschen in der Moskauer Akademie der Wissenschaften, um dem Schriftsteller die letzte Ehre zu erweisen. Auch Ministerpräsident Wladimir Putin legte einen Strauß roter Rosen nieder und sprach Solschenizyns Witwe Natalja sein Beileid aus.

Der 64-jährige Sergej Aristarchow hatte weiße Blumen und ein Exemplar von Solschenizyns Erzählung “Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch” dabei, die den Autor in den 60er Jahren weltberühmt gemacht hatte. Das Buch habe sein Leben verändert, sagte der weinende Mann. “Als ich gestern die Nachrichten gehört habe, war das ein schrecklicher Schlag für mich.” Swetlana Puschkarjowa betonte, dass sie und ihre Kinder heute frei leben könnten. “Gewissermaßen haben wir das alles ihm zu verdanken”, sagte die 61-Jährige, deren Mutter und Großvater in russischen Arbeitslagern gesessen hatten. “Er schrieb und er hatte keine Angst”, sagte der 34-jährige Alexander Schelidukow.

Solschenizyns Witwe Natalja kämpfte mit den Tränen, als sie mit ihren Söhnen und Enkeln am Sarg stand. Der mit Blumen geschmückte Leichnam Solschenizyns wurde von vier Soldaten einer Ehrengarde bewacht und sollte noch bis zum Abend vor einem großen Schwarzweiß-Porträt des Schriftstellers aufgebahrt bleiben. Die Beisetzung auf dem Friedhof des Moskauer Donskoi-Klosters ist für (morgen) Mittwoch geplant.

Der Schriftsteller war am Sonntagabend im Alter von 89 Jahren gestorben. Er hatte 1970 den Literaturnobelpreis bekommen. Vier Jahre später erschien sein Lebenswerk “Archipel Gulag”, in dem er schonungslos die Bedingungen in russischen Arbeitslagern beschrieb.

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