Ein russischer Geldgeber soll 30 Prozent am sechstgrößten Baukonzern in Europa übernehmen, berichtet die Tageszeitung der Standard unter Berufung auf Konzernchef Hans-Peter Haselsteiner: Ein strategischer Investor aus der ehemaligen Sowjetunion wird sich mit 30 Prozent an der Gesellschaft beteiligen.
Mehr will Haselsteiner vorerst nicht preisgeben, Näheres soll morgen folgen. Laut der Tageszeitung Österreich (Mittwochausgabe) handelt es sich um den Oligarchen Oleg Deripaska,der sein Geld in der Aluminiumindustrie gemacht hat, der seit kurzem aber auch im Baugeschäft vertreten ist. Deripaska, der mit 16,8 Mrd. Euro zweitreichste Russe, arbeitet im Bau- Immobiliengeschäft bereits mehrfach mit der Strabag zusammen. Derzeit verhandelt das Unternehmen in Russland über Aufträge im Volumen von rund zehn Mrd. Dollar.
Die ursprünglich für Donnerstag geplante Bilanzpressekonferenz der Strabag ist auf Mittwoch neun Uhr vorverlegt worden. Derzeit gehört die Strabag SE noch zu 50 Prozent und einer Aktie der Familie Haselsteiners, den Rest halten die Raiffeisen Holding Niederösterreich-Wien und die UNIQA.
Der künftige Strabag-Miteigentümer soll zum Großteil Aktien aus einer Kapitalerhöhung erwerben, es handle sich jedenfalls um keinen Finanz-, sondern um einen strategischen Partner. Der Börsegang wird laut Aufsichtsratskreisen wahrscheinlich auf den kommenden Herbst verschoben. Möglicherweise fällt er aber ganz flach.
Dem russischen Investor sollen 30 Prozent an der Strabag SE mehr wert sein als der ganze Börsegang in die Kasse des Unternehmens geschwemmt hätte, ist aus Kapitalmarktkreisen zu hören. Das IPO (Initial Public Offering) hätte bis zu 1,5 Mrd. Euro Eigenkapital bringen sollen. Der Börsegang hat bereits mehrere Millionen Euro für Vorbereitungsarbeiten und Werbung gekostet.
Die Börsenpläne hatten im Groben vorgesehen, dass das Kapital der Gesellschaft um etwa 30 Prozent erhöht hätte werden sollen, wodurch sich die Anteile der bisherigen Eigentümer Haselsteiner und Raiffeisen-Gruppe verwässert hätten. Derzeit gehört die Strabag SE zu 50 Prozent und einer Aktie der Familie Haselsteiners, den Rest halten die Raiffeisen Holding Niederösterreich-Wien und die UNIQA.
Auf längere Sicht hätten sich die beiden Aktionäre auf einen Anteil von zusammen rund 40 Prozent zurückziehen wollen, hat es bisher geheißen. Ob diese Pläne noch aktuell sind, scheint wieder offen zu sein.
Völlig überrascht von der Wendung sind auch jene Banker, die den Börsengang unter dem Lead-Management der Deutschen Bank begleiten sollten. Der Börsenprospekt lag zuletzt noch bei der Finanzmarktaufsicht zur Genehmigung auf, heute abend hätte das Preisband für die Strabag-Aktien festgelegt werden sollen.