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Rumsfeld zweifelt an Bin Ladens Kontrolle

US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld bezweifelt, dass Osama bin Laden das von ihm gegründete Terrornetz Al Kaida weiterhin kontrolliert: "Könnte mich aber auch täuschen".

“Ich habe Schwierigkeiten damit zu glauben, dass er ausreichend agieren kann, um große Kontrolle über die weltweiten El-Kaida-Operationen auszuüben“, sagte Rumsfeld nach CNN-Angaben am Mittwoch im Flugzeug auf dem Weg nach Pakistan.

Der Minister schränkte aber ein: „Ich könnte falsch liegen. Wir wissen es einfach nicht.“ Sollte Bin Laden am Leben sein, verbringe er vermutlich die meiste Zeit mit der Flucht vor seinen Verfolgern. Bin Laden gilt als Drahtzieher der Anschläge vom 11. September 2001 in den USA. Seine letzte Videobotschaft war am 27. Dezember vergangenen Jahres aufgetaucht. Darin hatte er die Iraker zum Boykott der Wahl eines Übergangsparlaments aufgerufen. Die Festnahme Bin Ladens sei immer noch eine Priorität der US- Regierung, sagte der Minister. „Es ist interessant, dass wir ein Jahr lang nichts von ihm gehört haben.“ Rumsfeld besuchte am Mittwoch unangekündigt Pakistan und Afghanistan. Der duetsche Verteidigungsminister Franz Josef Jung will am Donnerstag in den beiden Ländern deutsche Soldaten besuchen und politische Gespräche führen. Zu Wochenbeginn war US-Vizepräsident Dick Cheney in Afghanistan und Pakistan gewesen.

Rumsfeld sagte nach Angaben der afghanischen Nachrichtenagentur Pajhwok bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem afghanischen Präsidenten Hamid Karsai in Kabul, der Abzug von 2500 US-Soldaten aus Afghanistan bis Mitte kommenden Jahres werde die Friedensmissionen und den Krieg gegen den Terrorismus nicht beeinträchtigen. Soldaten der von der NATO geführten Internationalen Schutztruppe ISAF würden die amerikanischen Kräfte ersetzen. Die Frage eines afghanischen Journalisten nach möglichen US-Geheimgefängnissen in Afghanistan wollte Rumsfeld nicht beantworten.

Die ISAF will im kommenden Jahr von den US-geführten Koalitionstruppen Verantwortung in den Unruheprovinzen im Süden Afghanistans übernehmen, wo weiterhin radikalislamische Rebellen operieren. Bislang erstreckt sich der ISAF-Verantwortungsbereich auf Kabul, den Norden und den Westen des Landes. Die mehr als 2000 Soldaten der Bundeswehr sind in Kabul und Nordafghanistan eingesetzt. Derzeit sind rund 19.000 US-Soldaten in Afghanistan stationiert. In Afghanistan war am Montag im Beisein Cheneys erstmals seit mehr als 30 Jahren das Parlament zusammengekommen.

Rumsfeld traf in Pakistan unter anderem mit US-Soldaten zusammen, die in den vom Erdbeben verwüsteten Gebieten im Norden des Landes Katastrophenhilfe leisten. „Wir sind froh, mit Präsident Pervez Musharraf und dem pakistanischen Militär Seite an Seite zusammenzuarbeiten und das Menschenmögliche zu tun, um das Leid so vieler Pakistaner zu mindern“, sagte Rumsfeld.

Am Dienstag hatte US-Vizepräsident Dick Cheney bei einem Besuch im Erdbebengebiet die „tiefe Trauer“ der USA über die Naturkatastrophe vom 8. Oktober mit rund 73.000 Toten in Pakistan ausgedrückt. Pakistan ist ein enger Verbündeter der USA im Kampf gegen den internationalen Terrorismus.

Die USA hatten sich an die Spitze der ausländischen Hilfsleistungen gestellt – Beobachtern zufolge auch deshalb, um den eigenen Ruf in der Region aufzubessern und zu zeigen, dass die US-Regierung mit gemäßigt-moslemischen Staaten erfolgreich zusammenarbeiten kann.

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