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Ruhiger Dienstbeginn für den Papst

Einen Tag nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus hat Papst Johannes Paul II. in einer Botschaft seine Solidarität mit allen Kranken bekundet. Er sagte aber die Teilnahme an der Messe zum Kranken-Welttag ab.

Die Erklärung wurde am Freitag während einer Messe im Petersdom anlässlich des kirchlichen Welttages der Kranken von Kardinal Camillo Ruini verlesen und von den Gottesdienstbesuchern mit Beifall aufgenommen. Unklar blieb, ob das katholische Kirchenoberhaupt den sonntäglichen Segen vom Fenster seiner Gemächer sprechen wird.

„Euer Leiden ist niemals umsonst, liebe Kranke“, hieß es in der Botschaft des 84-jährigen Oberhaupts der katholischen Kirche. Schmerz sei etwas Wertvolles, weil er auf geheimnisvolle Weise eine Verbindung zu den Leiden Christi am Kreuz darstelle. Johannes Paul rief die Kranken zugleich auf, für ihn zu beten. Ursprünglich wollte der Papst selbst an der Messe teilnehmen. Wegen seiner Grippeerkrankung wurde dies jedoch fallen gelassen.

Der „Welttag der Kranken“ wird in der katholischen Kirche seit 1993 alljährlich am Festtag der Madonna von Lourdes (11. Februar) begangen, wie Kathpress erläutert. Neben einem Gottesdienst im Petersdom findet auch stets eine zentrale Veranstaltung in einem jeweils anderen Land statt. In diesem Jahr ist dies die Hauptstadt der westafrikanischen Republik Kamerun, Yaounde, wo der Präsident des Päpstlichen Rates für die Krankenseelsorge, Kardinal Javier Lozano Barragan, den Papst als Sonderdelegat vertritt.

Johannes Paul kehrte am Donnerstagabend nach zehntägigem Krankenhausaufenthalt in den Vatikan zurück. Er war am 1. Februar mit Grippe und akuten Atembeschwerden in die Gemelli-Klinik in Rom eingeliefert worden. In offenbar guter körperlicher Verfassung fuhr er in seinem weißen Papstmobil die vier Kilometer von der Klinik zum Petersplatz. Hunderte Menschen säumten die Straße, um Johannes Paul zuzujubeln. Der Papst selbst winkte der begeisterten Menge mehrfach zu.

Papst-Sprecher Joaquin Navarro-Valls hatte zuvor erklärt, Johannes Paul sei von seinen Atembeschwerden geheilt worden. In den Tagen seit seiner Einlieferung habe sich auch sein allgemeiner Gesundheitszustand verbessert. Er trat damit Andeutungen von Kirchenvertretern entgegen, der Papst solle wegen seiner schweren Krankheit abtreten.

Die Entlassung des Papstes aus der Klinik fällt auf den Beginn der Fastenzeit, die der Papst alljährlich zur geistlichen Besinnung nutzt und in der er keine öffentlichen Termine hat. Damit kann er sich vor den anstrengenden Ostertagen erholen, ohne Treffen absagen zu müssen. Wegen seines Krankenhausaufenthalts erschien Johannes Paul in diesem Jahr erstmals in seinem 26-jährigen Pontifikat nicht zur Aschermittwochsmesse im Petersdom.

Die jüngste Erkrankung fachte die Diskussion über eine mögliche Abdankung des Papstes erneut an. Der Theologe Hans Küng forderte Johannes Paul am Donnerstag zum Rücktritt auf. Ein Papst könne wegen des Nutzens und der Notwendigkeit für die Kirche zurücktreten, sagte Küng in der ARD und fügte hinzu: „Ich meine, dass dieser Fall jetzt eingetreten ist.“

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