AA

Rückkehr in eine neue Heimat

Egg - Rosa Meusburger kommt wieder nach Hause – als Einzige der Überlebenden vom 8. Februar 2008.

„Is do schüa“, sagt Rosa Meusburger immer wieder und blickt um sich. Dabei hält sie etwas verschämt die Hand vor den Mund. So als ob sie der Pracht des neuen Sozialzentrums Egg Demut schulde. Die 86-Jährige ist zurück. Zum ersten Mal seit jenem fatalen 8. Februar 2008. Als der Brand zwölf ihrer Mitbewohner und Freunde das Leben kostete. Rosa rettete der Instinkt damals das ihrige. Sie öffnete die Tür zum Gang nicht, wartete in ihrem Zimmer geduldig auf Rettung.

„Viel grün“

Ihr Zimmer. Genau da, wo das früher war, steht Rosa jetzt. Ein neuer Raum ist das nun, trägt die Nummer 29. Es riecht nach frisch bearbeitetem Holz und Spannteppich. Rosa wird sich dort wieder einquartieren. Der Blick nach außen gibt eine wunderbare Aussicht preis. „Viel Grün“, sagt der alte und neue Heimleiter Johannes Kaserer. „Die Farbe der Hoffnung.“ Rosa hält die Hand von Hermi Fessler. Jener Pflegerin, die am Unglückstag vergeblich versuchte, dem aufkeimenden Brand mit einem Feuerlöscher beizukommen. Fessler litt lange unter dem Geschehenen. „Erst Anfang der Woche kam ich in das neue Haus. Am kommenden Montag fange ich wieder an, hier zu arbeiten.“ Das Haus habe einen starken Charakter, meint die 58-Jährige fast philosophisch. „Es spiegelt die Stärke jener wider, die mit ihm zu tun haben“, sagt sie ergänzend.

Die Würde der Kapelle

Rosa ist mittlerweile mit dem Lift nach unten gefahren. Dort trifft sie Koch Arno Thomas. Eines der neun Mitglieder des alten Vinzenzheim-Teams, die auch im neuen Sozialzentrum arbeiten werden. „Jo hallo, Rosa“, begrüßt Thomas die alte Frau herzlich. Die strahlt übers ganze Gesicht. Man herzt und scherzt. Danach geht’s für Rosa, ihren Sachwalter Armin Meusburger, Bürgermeister Norbert Fink und Hermi Fessler in die neue Kapelle. Bläulich schimmert dort das Licht durch die von Betonkörpern begrenzten Glasflächen. Eine würdevolle Atmosphäre. „Wir haben bei der Kapelle nicht gespart. Sie hat eine wichtige symbolische Bedeutung“, erzählt Bürgermeister Norbert Fink. Die Kapelle überstand den Brand praktisch unbeschadet. Das große Kreuz blieb ebenso unversehrt wie zwei Heiligen-Figuren.

„Alle sind sie tot“

Rosa setzt sich auf einen Stuhl. Wir zeigen ihr einen VN-Artikel mit den Bildern der Opfer der Brandkatastrophe. Die alte Frau ist gefesselt. Lange starrt sie auf die Fotos. „Alle sind sie tot“, sagt sie irgendwann und bleibt mit dem Finger auf dem Bild von Walter Eduard Nick hängen. „Mein Gott, war der ein Lustiger“, murmelt die besachwalterte Frau, die geistig völlig fit ist, aber nichts mehr hört. Rosa war ein Leben lang Magd, ehe sie ihre Gebrechlichkeit ins Vinzenzheim führte. „Sie kann offen über das reden, was beim Brand passiert ist“, sagt ihr Sachwalter Armin Meusburger. Er ist der Einzige, der mit Rosa wirklich kommunizieren kann. Bald wird sie auch wieder mit jenen kommunizieren, die sie vom alten Vinzenzheim her kennt. Ganz geheuer ist ihr alles im neuen Heim trotzdem noch nicht. Auch wenn sie zum Abschluss noch einmal versichert: „Schüa isch es do.“

Eröffnungsprogramm:

  • 10 Uhr: Gottesdienst in der Pfarrkirche
  • 11 Uhr: Eröffnung und Segnung des Sozialzentrums; es gibt Begrüßungsworte und Reden von Bürgermeister Norbert Fink, Architekt Johannes Daniel Michel, Landeshauptmann Herbert Sausgruber, Sozialreferent Paul Sutterlüty und den Segen von Pfarrer Friedl Kaufmann.
  • 12 bis 18 Uhr: „Tag der offenen Tür“ für die Bevölkerung. 
  • Fakten zum Haus:
  • Gesamtfläche: ca. 5000 m2
  • Überbaute Fläche: 1857,3 m2
  • Kosten: Rund 11,1 Millionen Euro
  • Baukörper: Pflegebereich mit 30 Zimmern, Gebäude für Betreutes Wohnen mit 15 Wohneinheiten (Wohnfläche zwischen 53 und 59 m2)
  • VIENNA.AT
  • Egg
  • Rückkehr in eine neue Heimat
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen