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Rudi Carrell beendet Bildschirmkarriere

„Ich mache jetzt Schluss und meine es ernst“, sagt Rudi Carrell. Nach 37 Jahren im Showgeschäft beendet der Holländer (68) seine aktive Karriere vor der Kamera.

Am Freitag (20. Dezember) um 22.15 Uhr wird der Grandseigneur der TV-Unterhaltung in der letzten regulären Ausgabe der RTL-Show “7 Tage, 7 Köpfe“ auftreten. Am Silvestertag ist dann noch eine Sonderausgabe des Comedytalks geplant. Carrells Nachfolger im Team von “7 Tage, 7 Köpfe“ wird Oliver Welke. Gastauftritte will der Showmaster jedoch künftig nicht ausschließen.

37 Jahre sind genug, betont Carrell. Er wolle nun Jüngeren Platz machen. „In Berlin könnten einige Politiker eigentlich auf die selbe Idee kommen“, meinte Carrell kürzlich im ZDF-Jahresrückblick „Menschen 2002“ bei Johannes B. Kerner. Hinter den Kulissen wird Carrell, der eigentlich Rudolf Wijbrand Kesselaar heißt, weiterhin seine Strippen ziehen. Die RTL-Show “7 Tage, 7 Köpfe“ wird weiterhin von ihm produziert. Er bleibt Ideenlieferant fürs TV, arbeitet dafür künftig häufiger von seinem Wohnbüro aus in der umgebauten Windmühle vor den Toren Bremens und spielt noch mehr Golf.

Carrells Name stand im deutschen Fernsehen für eine Reihe glänzender Unterhaltungssendungen bei der ARD. Außer der „Rudi Carrell-Show“ erfand der schlagfertige Komiker „Herzblatt“ und „Rudis Tiershow“. Mit traumhaften Einschaltquoten – mit zugeschalteten Haushalten von bis zu 64 Prozent – hatten auch showerfahrene Kollegen wie Hans Rosenthal oder Wim Thoelke das Nachsehen. Filmauftritte („Tante Trude aus Buxtehude“) und Gesangseinlagen („Wann wird es endlich wieder Sommer?“) gehören auch zu Carrells Vita. Als Glanzlicht seiner Karriere bezeichnet Carrell die Show „Lass Dich überraschen“.

Ein unrühmlicher Höhepunkt war vor rund 20 Jahren sein Sketch in „Rudis Tagesshow“, in dem Irans Revolutionsführer Khomeini Damenunterwäsche zugeworfen bekam. „Ich kam gerade von einem Spaziergang zurück, als ich erfuhr, was für Reaktionen und diplomatische Verwicklungen der Sketch ausgelöst hatte“, erinnert sich Carrell. Er musste sich damals entschuldigen. Angst habe er deswegen aber nie gehabt, beteuert er. „Ist denn jemals ein Komiker erschossen worden?“

Der gängigen Kollegenschelte, die älteren TV-Entertainern häufig über die Lippen kommt, mag sich Rudi Carrell nicht anschließen. „Ich finde, dass das TV heute besser und einfacher als vor Einführung des privaten Fernsehens ist“, sagt er. „Es gibt diverse Programme, in denen für jeden etwas dabei ist. Es ist doch toll, das man umschalten kann. Früher ging das nicht.“

Carrell, der aus dem niederländischen Alkmaar stammt, stieß 1965 zum deutschen Fernsehen. Damals gab es noch kein Privatfernsehen, ARD und ZDF bestimmten das TV-Geschäft. Wäre er wieder ein junger Kerl, er würde wieder im Fernsehen anfangen, sagt Carrell, den seine Kollegin Gaby Köster „Silberpüdelchen“ nennt. Keiner sei so publikumsnah wie er gewesen, weiß Carrell sich selbst einzuschätzen.

Sein Wechsel von der ARD zu RTL im Jahre 1993 war für den Spaßmacher ein riskanter Schritt. Die Zuschauer liefen dem erfolgsverwöhnten Carrell, den in der ARD noch bis 1992 regelmäßig fast 20 Millionen Menschen sehen wollten, zunächst davon. Sexistische Äußerungen gegenüber einer Radiomoderatorin belasteten 1993 zudem sein Ansehen in der Öffentlichkeit. Carrell zog sich über Monate zurück und entwickelte in aller Stille die Idee für „Rudis Urlaubsshow“.

Für viele jüngere Entertainer war der Altmeister die Leitfigur. „Ich wollte immer so sein wie er – Rudi Carrell war mein Vorbild“, sagt Harald Schmidt.

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