AA

Rückschlag im Kampf gegen Kinderlähmung

Wegen eines Impfboykotts in Nigeria hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) im vergangenen Jahr einen Rückschlag in ihren Bemühungen erlitten, Kinderlähmung bis Ende dieses Jahres auszurotten.

Die von einem Virus übertragene Polio nahm 2004 um ein Drittel zu, teilte die WHO am Mittwoch in Genf mit. Erkrankten 2003 noch 784 Menschen an Kinderlähmung, waren es im vergangenen Jahr 1.185.

Islamische Geistliche im nordnigerianischen Staat Kano hatten den Boykott angeführt: Sie behaupteten, der Polio-Impfstoff sei Teil einer amerikanischen Verschwörung, die nigerianischen Muslime unfruchtbar zu machen und mit Aids anzustecken. Die Impfprogramme wurden im Juli 2004 erst nach einem elfmonatigen Boykott wieder aufgenommen. Die Zahl der Poliofälle verdoppelte sich in Nigeria im vergangenen Jahr nach 355 in 2003 auf 763. Das nigerianische Virus breitete sich in Afrika nach WHO-Angaben in Länder aus, die bereits als Polio-frei galten.

„Es hat die Bemühungen zur Ausrottung (von Polio) gebremst“, sagte WHO-Sprecherin Sona Bari. „Es wird Monate benötigen, sich mit den Auswirkungen auseinander zu setzen.“ Kinderlähmung gilt noch in sechs Ländern als vorhanden: Nigeria (763 Fälle), Ägypten (1), Afghanistan (4), Indien (129) und Pakistan (46). Zu Beginn der WHO-Kampagne zur Ausrottung von Kinderlähmung 1988 waren es insgesamt 350.000 Fälle.

Während des Impfboykotts gelangte das nigerianische Virus nach Benin, Tschad und Kamerun. Auch weiter entfernt wurde es in Botsuana, Burkina Faso, der Zentralafrikanischen Republik, Ghana, Guinea, Mali, Togo und sogar Saudi-Arabien festgestellt.

  • VIENNA.AT
  • Chronik
  • Rückschlag im Kampf gegen Kinderlähmung
  • Kommentare
    Die Kommentarfunktion ist für diesen Artikel deaktiviert.