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Rubbeldiekatz

Als Mann hat man es schwer im Showgeschäft: So zumindest die Wahrnehmung von Alexander Honk, ambitionierter Nachwuchsdarsteller, der auf Theaterbühnen "Charleys Tante" mimt und bei Vorsprechen Sexszenen mit Affen in Aussicht gestellt bekommt. Hier geht's zum Kinotrailer Alle Spielzeiten auf einen Blick

Die Chance auf eine Rolle in einem Hollywoodfilm wird da dankbar angenommen, auch wenn man diese als vermeintliche Frau bestreiten muss. Detlev Bucks neue Komödie “Rubbeldiekatz” zwängt Matthias Schweighöfer dafür in Highheels und Abendkleid und bringt ab 16. Dezember eine liebevolle Hommage an Sydney Pollacks “Tootsie” in die heimischen Kinos.

Dass die in Berlin angesetzte Hollywoodproduktion mit dem Zweiten Weltkrieg zu tun hat, ist dabei ebenso vorhersehbar wie die stereotypen Darstellungen von US-Regisseuren, egoistischen Möchtegernstars und liebenswürdigen Underdogs. Buck dreht aber an den richtigen Schrauben, hält sich nicht lange mit tiefgründiger Charakterentwicklung auf und lässt seinen sehr prominent besetzten Cast von Anfang an in die Vollen gehen. Cameo-Auftritte von Michael Glawogger, Sunnyi Melles und dem britischen Schauspieler Sam Riley (bekannt aus Anton Corbijns Joy Division Biopic “Control”) sind dabei gleich mehrere Tüpfelchen auf dem I.

Denn trotz der seichten Geschichte wird hier absurde Situationskomik und lustvolles Spiel groß geschrieben: Nach der Zusage des abgedrehten Regisseurs John (herrlich überzogen: Burgtheater-Mime Joachim Meyerhoff) wähnt sich Alex im siebenten Himmel, lernt auch noch zufällig den Star des Films, Sarah Voss (Alexandra Maria Lara), kennen und lieben, und sieht sich letztlich einer aufkeimenden “Frauenfreundschaft” ausgesetzt, die ihn vor einige Probleme stellt. Aber auch in den unmöglichsten Situation findet man Freunde, wie hier suggeriert wird, und schließlich kann sogar Einparken sexy sein.

An ihrer Seite hat die frisch geschminkte “Alexandra” zwei Brüder und einen Freund, die Galaabende in Schlägereien ausarten lassen, beim gemeinsamen Bier mit einer Schaufensterpuppe konversieren oder winterliche Grillabend mit ordentlich Schnapps erträglich machen. Max von Thun darf am Set den unsympathischen Mitbuhler geben, während TV-Komiker Max Giermann seine Hitler-Parodie auf die Spitze treibt. Mit halben Sachen gibt sich Buck nicht zufrieden und liefert anhand des mit Anika Decker verfassten Drehbuchs eine turbulente Komödie mit reichlich romantischem Unterfutter, die vor makaberen Detailaufnahmen, altbackenen Witzen und konsequenzfreier Logik nur so strotzt.

Letztlich bekommt man das, was man erwartet: Harmlose, recht vorhersehbare Komödienkost mit einer ordentlichen Portion Chaos und zwar nur skizzenhaft, dafür aber liebevoll gezeichneten Charakteren. Bucks Inszenierung konzentriert sich auf einige aufmerksamkeitsheischende Einstellungen – so wird gerade zu Beginn mit Zeitlupenaufnahmen und zweideutigen Bildern gespielt. Gewöhnungsbedürftig für einen Film mit diesem leichtfüßigen Tenor scheint da schon eher Bucks Vorliebe für Nahaufnahmen, die immer etwas aus dem Rahmen zu fallen scheinen, aber mit Fortdauer einen ganz eigenen Charme versprühen.

Vorhalten kann man “Rubbeldiekatz” wenig, Kritik dürfte an dem kurzweiligen Machwerk genauso abprallen, wie sich Freunde von “Keinohrhasen” oder ähnlich gelagerten Romanzen über neues Futter für einen gemütlichen Abend freuen werden. Dass die Liebesgeschichte zwischen Alexander und Sarah am Tempo des Films mitunter etwas leidet, tut dabei wenig zur Sache. Und für Schweighöfer ist die Doppelrolle Alexander und Alexandra wohl nur eine weitere Stufe auf dem Weg zum allseits geschätzten Darsteller im deutschsprachigen Raum. Manchmal hat man es ja doch nicht so schwer als Mann im Showgeschäft.

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