Jene junge Pappel, die am Wochenende an der Wiener Ringstraße spontan im Erdreich versunken ist, wurde Opfer eines darunter liegenden Hohlraums. Dieser dürfte durch einen dort verrotteten Baum entstanden sein. Bei der Pflanzung der Pappel wurde das bis dahin stabile Gewölbe offenbar beschädigt.
Der Bereich an der Ringstraße gilt als relativ junges Stadtentwicklungsgebiet. Unter der Oberfläche schlummern dort noch Überreste vergangener Stadtstrukturen. Bis vor 150 Jahren verlief in diesem Bereich das Glacis vor den Basteien, die als Stadtbefestigung dienten. Ursprünglich als Schussfeld vor angreifenden Truppen und mit Laufgräben ausgestattet, wurde das Glacis in weiterer Folge mit Baumalleen bepflanzt und als Freizeitgebiet genutzt.
Ende 1857 wurde die Schleifung der Basteianlagen beschlossen und das Gebiet somit für den Bau der Ringstraße frei. Mit dieser Entscheidung wurden in diesen Bereichen viele bauliche Aktivitäten gesetzt, die heute jedoch nicht mehr alle bekannt sind, wie die zuständige Magistratsabteilung MA 29 am Mittwoch in einer Aussendung betonte. So können nicht ausreichend zugeschüttete Gräben, alte Kanäle oder Auffüllungen mit Bäumen oder Pflanzen im Untergrund verblieben sein.
Vermutlich führten Bäume oder Baumteile, die in diesem Bereich nicht entfernt wurden, zu der “örtlichen Schwachstelle”, wie es hieß. Vorerst scheint die Gefahr allerdings gebannt: Weitere vergleichbare Hohlräume wurden nicht entdeckt. Das Loch kann laut der zuständigen Magistratsabteilung MA 29 als “lokale Erscheinung” angesehen werden.