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Roter Planet kommt am Wochenende ganz nahe

Als der Mars der Erde zum bisher letzten Mal ganz nahe kam, sahen Hindus in Indien darin Vorzeichen für einen drohenden Krieg, Astrologen in Europa deuteten eine Phase erhöhter Liebesaktivität in die Sterne.

Am Wochenende trennen „nur“ 69,4 Millionen Kilometer den Roten vom Blauen Planeten. Für galaktische Verhältnisse ist das praktisch nichts, und erst 2018 wird wieder eine ähnliche Nähe erreicht. Sterngucker polieren deshalb seit Tagen aufgeregt ihre Teleskope, und die Betreiber von UFO-Hotlines stellen sich auf schlaflose Nächte ein, weil der Mars dann selbst mit bloßem Auge gut sichtbar sein wird.

Die größte Nähe zwischen beiden Planeten wird am Sonntag erreicht. Bei klarem Himmel wird der Mars am östlichen Firmament als orange-gelber „Stern“ zu sehen sein. Das US-Magazin „Sky & Telescope“ sagt voraus, dass der Planet dann selbst in Großstädten mit großer „Lichtverschmutzung“ gut zu erkennen ist.

Bei der letzten Mars-Annäherung am 27. August 2003 war der Mars mit 55,76 Millionen Kilometern zwar deutlich dichter an der Erde gewesen und so nah wie seit 60.000 Jahren nicht mehr; damals war er von der Nordhalbkugel aus aber nur schwer erkennbar, weil er dort nur wenig über den Horizont aufstieg.

Um dieses Mal charakteristische Merkmale auf der Mars-Oberfläche zu erkennen, reicht laut dem französische Fachblatt „Ciel et Espace“ ein 60-Millimeter-Teleskop aus, das für rund 150 Euro zu haben ist. Damit dürften bei guten Wetterverhältnissen auf Erde und Mars – dort gibt es allerdings Anzeichen für einen großen Sandsturm – etwa das ausgedehnte Plateau Syrtis Major (Große Syrte) auszumachen sein. Die Hochebene ist nahe des Mars-Äquators 13.00 Kilometer breit und ragt von dort aus rund 1.500 Kilometer wie eine große, dunkle Zunge in Richtung Norden. Auch Helas, ein großer Krater, der oft von weißem Nebel überdeckt ist, lässt sich mit dem Kleinteleskop gut erspähen.

Mehrere tausend Euro muss schon investieren, wer mit Hilfe eines 200-Millimeter-Fernrohrs den größten Vulkan unseres Sonnensystems – den 26.000 Meter hohen Mons Olympus – zu Gesicht bekommen will. Oder Valles Marineris, eine Schlucht von sieben Kilometer Tiefe und 200 Kilometer Länge, in welcher der Grand Canyon im US-Bundesstaat Arizona spurlos verschwinden würde. Der Mars-Südpol, im Sommer deutlich abgeschmolzen, lässt sich immerhin noch als leuchtender weißer Punkt wahrnehmen. Mit Glück können Sternengucker einen der kleinen Mars-Monde Phobos und Deimos vor die Linse bekommen, die einst umherfliegende Asteroiden waren, bevor sie von der Mars-Schwerkraft eingefangen wurden.

Wer den Mars an diesem Wochenende verpasst, hat in den folgenden Tagen noch weiter Gelegenheit, den roten Nachbarplaneten der Erde zu Gesicht zu bekommen. Am 7. November steht er in Opposition zur Sonne, also von der Sonne aus gesehen „hinter“ der Erde. Sternenfreunde spekulieren, dass der Mars dann eigentlich am besten zu bestaunen sein wird, weil er seine ganze sichtbare Seite zeigt und zudem seine maximale Helligkeit erreichen wird.

Bei Werner Walter vom Centralen Erforschungsnetz außergewöhnlicher Himmelsphänomene (CENAP) in Mannheim klingelt unterdessen schon seit Mitte Oktober das Telefon. Er betreibt eine UFO-Hotline und führt die gehäuften Anrufe der vergangenen beiden Wochen auf Mars-Sichtungen zurück. Werner geht davon aus, dass die „UFO-Hysterie“ in den nächsten Tagen wegen des Mars-Besuchs noch steigen wird, auch wenn der Planet selbst und nicht etwa von ihm startende „Fliegende Untertassen“ der Grund sein werden.

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