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Rote Karte für WM-Stadien

Die Stiftung Warentest deckte Sicherheitsmängel in deutschen WM-Stadien auf. Vier der zwölf WM-Stadien erhielten die rote Karte in punkto Sicherheit. Bei einer Massenpanik können die Arenen zur Todesfalle werden.

Das Sicherheitsprofil des Olympiastadions in Berlin liest sich wie die Chronik einer angekündigten Katastrophe: Im Fall einer Massenpanik verhindert ein 2,70 Meter tiefer Graben die Flucht von den Tribünen zum Spielfeld, Rettungstore und Rundlauf zur Entlastung einer nach vorne strömenden Menschenmenge gibt es nicht. Daneben wurden schlecht erkennbare Fluchtwegzeichen, Sturzrisiko durch niedrige Brüstung zum Graben, Stolperrisiko durch sehr hohe Stufen sowie Gefahr des Hängenbleibens an hervorstehenden Geländern beanstandet.

Was die Experten der Stiftung Warentest an erheblichen Mängeln im Olympiastadion fanden, ist kein Einzelfall. Vier der zwölf WM-Stadien in Deutschland erhielten in der am Dienstag veröffentlichten Studie die rote Karte in punkto Sicherheit. Bei einer Panik würden die Stadien in Berlin, Leipzig und Gelsenkirchen zur Todesfalle, lautete das vernichtende Urteil. In Kaiserslautern fanden die Warentester erhebliche Mängel beim Brandschutz. Lose Gegenstände wie Gullydeckel, Abfallcontainer oder zugängliche Elektrokabel könnten als Waffen verwendet werden. “Deutliche Mängel” bescheinigten die Warentester Hamburg, Frankfurt am Main, Dortmund und Stuttgart. Hannover, Nürnberg, Köln und München erhielten überwiegend gute Noten.

Studien belegen, dass Fußballstadien zu den gefährlichsten Veranstaltungsstätten zählen: Weltweit ereigneten sich seit dem Zweiten Weltkrieg mehr als 60 schwere Unfälle mit 1.500 Toten und 10.000 Verletzten. Bei sehr vielen dieser Unfälle trat eine Paniksituation auf.

Bei einer Massenpanik reagieren Menschen kopflos. Auf den Tribünen der Stadien ist die Bewegungsrichtung bei einer Panik klar vorgegeben: Immer nach unten in Richtung Spielfeld. Deshalb müssten dort Fluchtmöglichkeiten und Entlastungszonen eingerichtet werden, fordern die Experten. Dass nach den Katastrophen im Brüsseler Heysel-Stadion 1985 mit 39 Toten und im englischen FA-Cup-Semifinale 1989 in Sheffield mit 96 Toten die Einhaltung entsprechender Bauvorschriften noch immer keine Selbstverständlichkeit ist, registrieren sie mit Unverständnis. Warentest-Bereichsleiter Hubertus Primus zeigt sich dennoch überzeugt, dass die WM stattfinden kann. “Wir können in die Stadien gehen, aber wir müssen vorher noch nachbessern”, betont er.

Zuschauer laut WM-OK in keiner Weise gefährdet
Das Organisationskomitee hat die zwölf deutschen Fußball-WM-Stadien für sicher erklärt und damit einer Studie der Stiftung Warentest widersprochen. “Unsere Stadien sind sicher”, sagte der OK-Vizepräsident Horst Schmidt. Die Studie der Stiftung Warentest beziehe sich auf Brandschutz und Panikfälle. Nicht aber auf die gesamten Sicherheitsaspekte, erklärte Schmidt. Bernd Schiphorst, Präsident von Bundesligist Hertha BSC: “Sicherheit im Stadion kann man nicht wie Staubsauger behandeln”.

Link zum Thema:
Bericht der Stiftung Warentest
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