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"Rote Barette"-Kommandant: 40 Jahren Haft

Der frühere Kommandant der mittlerweile aufgelösten serbischen Polizei-Sondereinheit "Rote Barette", Milorad Ulemek ist am Montag von einem Belgrader Gericht zu 40 Jahren Haft verurteilt worden.

Im Prozess rund um die Ermordung des früheren serbischen Präsidenten Ivan Stambolic sowie um ein versuchtes Attentat auf den ehemaligen serbischen Oppositionsführer und heutigen serbisch-montenegrinischen Außenminister Vuk Draskovic hat ein Belgrader Sondergericht am Montag die Höchststrafe verhängt. Der ehemalige Kommandant der mittlerweile aufgelösten serbischen Polizei-Sondereinheit „Rote Barette“, Milorad Ulemek (früher Lukovic, genannt „Legija“), wurde zu 40 Jahren Haft verurteilt.

Die Justiz sah es als erwiesen an, dass Ulemek als Organisator der Taten im Auftrag des damaligen jugoslawischen Staatschefs Slobodan Milosevic „eine kriminelle Vereinigung“ gründete, um Stambolic im August 2000 entführen und ermorden zu lassen, und ebenfalls Draskovic im Juni desselben Jahres umbringen zu lassen. Zu jeweils 40 Jahren Haft wurden am Montag neben „Legija“ auch noch drei weitere Ex-Angehörige der berüchtigten Polizei-Sondereinheit verurteilt, die die Taten unmittelbar vollstreckten.

Zwei weitere frühere „Rote Barette“-Mitglieder wurden mit Haftstrafen von je 15 Jahren belegt. Zu einer 15-jährigen Haftstrafe wurde zudem auch der frühere Chef des serbischen Geheimdienstes, Radomir Markovic, verurteilt. Als unmittelbarer Vorgesetzter „Legijas“ habe er nichts unternommen, um die Attentate zu verhindern, hieß es. Zudem habe er es verabsäumt, die Pläne den zuständigen Behörden anzuzeigen. Milorad Bracanovic, der damals bei der Einheit für die Sicherheit zuständig war, wurde mit vier Jahren Gefängnis bestraft.

Die „Roten Barette“ wurden nach der Ermordung des serbischen Ministerpräsidenten Zoran Djindjic im März 2003 aufgelöst. Ulemek muss sich vor Gericht wegen des Djindjic-Mordes in einem separaten Verfahren verantworten. Heuer im Juni wurde „Legija“ bereits wegen der Ermordung von vier Politikern der Serbischen Erneuerungsbewegung (SPO) im Oktober 1999 zu 15 Jahren Haft verurteilt.

Stambolic war in den Jahren 1980 bis 1987 ursprünglich der politische Ziehvater Milosevics. Später waren die beiden Gegner. Im Jahr 2000 stand eine Kandidatur Stambolics für die jugoslawische Präsidentschaft im Raum, die die von Milosevic angestrebte Wiederwahl im September des Jahres ernsthaft hätte gefährden können. Stambolic wurde im August 2000 beim Joggen entführt. Seine Leiche wurde erst zweieinhalb Jahre später am Berg Fruska Gora in der Nähe der Vojvodina-Hauptstadt Novi Sad aufgefunden – im Zuge der umfangreichen Polizeiermittlungen nach der Ermordung Djindjics.

Schon im Juni 2000 hatte die Gruppe der Angeklagten nach Überzeugung der Belgrader Richter im montenegrinischen Badeort Budva einen Mordanschlag auf Draskovic verübt. Der Oppositionsführer überlebte mit umheimlich viel Glück. Draskovic erlitt damals nur leichte Schussverletzungen am Kopf.

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