In ihrem neuen Dokumentarfilm (ab 17. Jänner im Kino) heftet sich Leisch auf Daltons Spuren.
Roque Dalton, erschießen wir die Nacht: Die Geschichte
Dalton (1935-1975) war, wenn man so will, der Bertolt Brecht von Mittelamerika, ein marxistischer Dichter mit revolutionärer Überzeugung und klarer Sprache, die nicht vor volkstümlicher Ausdrucksweise oder Schimpfworten zurückschreckte. Er war ein antikapitalistischer Pionier, half beim Aufbau von Guerillagruppen, war zwei Mal zum Tode verurteilt (und entkam zwei Mal), bereiste im Exil ganz Lateinamerika, Europa (u.a. auch Wien), China und Korea. Die Umstände seiner Ermordung durch eine Fraktion seiner eigenen Organisation sind bis heute nicht ganz geklärt.
Leisch inszeniert die Spurensuche in “Roque Dalton – Erschießen wir die Nacht!” als Reise durch das Land, bewaffnet mit einem (teils animierten) Pappaufsteller Daltons und einem dicken Buch mit ausgewählten Werken. Sie spricht mit Wegbegleitern, Freunden, seiner Witwe und seinen Geliebten, fängt die warme Erinnerung an den Volkshelden ebenso ein wie die Bewunderung für dessen Kampf – und wie schon bei “Gangster Girls” werden teils Dialoge in Form eines Theaterstücks auf die Bühne und damit vor die Kamera gebracht.
Roque Dalton, erschießen wir die Nacht: Die Kritik
Dalton war geprägt von der Nouvelle Vague, geht aus einer der gefundenen Interviewpassagen mit dem Dichter hervor. “Ich sehe im Film ein poetisches Verfahren, das von besonderer Bedeutung für mich ist”, betonte er einst, “die Montage.” Leisch selbst macht visuell vergleichsweise wenig aus dem Umfeld – zumeist sieht man sprechende Köpfe vor der Kamera, die aus dem Buch vorlesen oder berichten. Als Zeitdokument und als Einblick in das Werken und Wirken einer beeindruckenden Figur der jüngeren mittelamerikanischen Geschichte ist ihre Doku aber ein idealer Einstieg.
(APA)