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Ronaldinhos für das Ländle

Warum nur können unsere Kicker nicht zaubern wie Ronaldo oder Ronaldinho? "Weil sie als Kinder in den Vereinen viel zu früh in eine Spezialisierung gedrängt werden und so das kreative Spielen verlernen."

Günther Kerber war in Sachen Fußballnachwuchsförderung immer schon anderer Ansicht. Deshalb kehrte er dem Verband bereits vor längerem den Rücken und steht auch mit diversen Kollegen auf Kriegsfuß. Was ihn allerdings kaum stört. Denn Kerber setzt seine Philosophie seit knapp zwei Jahren höchst erfolgreich im Rahmen der Dornbirner Ballschule um. Hier lernen die späteren Ballkünstler zuerst das Abc des Spielens. Anschließend, und nicht vorher, wird entschieden, in welche sportliche Richtung es gehen soll.

Straßenspielkultur

Die erste Liebe ist rund. Auch für David. Doch weder er noch seine Mutter wissen so recht, welche Ballsportart die richtige wäre. Ein typischer Fall für Günther Kerber. Er empfiehlt der Mutter, ihren sechsjährigen Sohn zum Schnuppertraining zu bringen, das heute in der Messehalle 2 beginnt. Während zwei Wochen beobachtet er die Kinder ganz genau, stuft sie ihrer Leistung entsprechend ein und kann den Eltern danach sagen, wofür sich Tochter oder Sohn eignet. Das sei zuweilen eine heikle Sache, besonders, wenn Mütter oder Väter lieber ihre Vorstellungen verwirklicht hätten. „Aber ehrlich währt auch da am längsten“, meint Kerber. Schließlich soll der Sport dem Kind gefallen und nicht umgekehrt.

Fußball, Handball, Basketball: In der Ballschule wird alles trainiert. Und zwar nach einem speziellen Konzept der Universität Heidelberg. Dortige Sportwissenschaftler haben brasilianischen Kindern auf die Füße geschaut und aus diesen Erkenntnissen die „Ballschule Heidelberg“ entwickelt. Es ist ein Versuch, die vielseitige Straßenspielkultur wieder zurückzuholen. Mittlerweile gibt es dieses Projekt auf der ganzen Welt.

In bester Gesellschaft

Günther Kerber ist darauf gestoßen, als ihn der FC kurzfristig vor die Türe setzte und er „drei Monate Zeit hatte zu überlegen, was ich künftig im Sport tun soll“. Die Heidelberger wiederum waren an einem Stützpunkt in Österreich interessiert und schon bei der ersten Präsentation hatte Kerber vierzig Anmeldungen. Heute zählt seine Ballschule fast 200 Kinder. Die befinden sich in bester Gesellschaft. Denn auch Bayern München und Schalke 04 fördern ihre Talente nach Heidelberger Modell.

Ohne taktische Zwänge

Das Ballgefühl wird auf spielerische Weise vermittelt. Der Trainer kritisiert nie. Es gibt keine taktischen Zwänge und keine rigiden Anweisungen. „Wir lassen die Kinder spielen. Nur so entwickeln sie Kreativität und Spontaneität“, weiß Günther Kerber. Ins Spezialtraining kommen die Mädchen und Buben frühestens nach zwei bis drei Jahren. „Würden das alle kapieren, hätten wir Ronaldinhos auch in Vorarlberg“, ist er überzeugt.

Weitere Infos unter www.ballschuledornbirn.at

Günther Kerber

Geboren: 25. November 1952 in Dornbirn
Wohnort: Dornbirn, verheiratet, zwei Kinder
Beruf: Sportlehrer, Fußballnachwuchstrainer
Hobbys: Sport und Musik

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