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Romy starb an gebrochenem Herzen

Das letzte Bild von Romy Schneider zeigt eine
Frau von fast überirdischer Schönheit; die Gesichtszüge der Toten
sind völlig entspannt. So haben sie vor allem jene in Erinnerung,
die am 29. Mai 1982 in die Wohnung der Rue Barbet-de-Jouy 11 im
siebten Arrondissement von Paris gelassen wurden, um Abschied zu
nehmen. Alain Delon, ihre grosse Liebe von einst, war ebenso
darunter wie die französischen Stars Jean-Claude Brialy und Michel
Piccoli, Filmpartner und Freunde Romys.

Es war ein warmer, sonniger Samstag in Paris; die Todesnachricht
machte rasch die Runde, in Frankreich, in Deutschland und in der
ganzen Welt. Gerüchte wurden laut, Romy habe Selbstmord verübt. Die
Wahrheit ist banaler und erschütternder zugleich: Die 43-Jährige ist
etwa um 05.00 Uhr in der Frühe einsam in einem Sessel an gebrochenem
Herzen gestorben. Der herbeigerufene Arzt Emile Deponge attestierte:

„Natürlicher Tod auf Grund eines Herzversagens“. Aber das war nur die medizinische Besiegelung einer Tragödie, die wohl kein anderes Ende möglich machte.

Die letzten Lebensjahre von Romy Schneider waren von Schicksalsschlägen umdunkelt, die manchmal gerade jene erleiden, die zuvor die volle Süsse des Seins geniessen durften. 1979 hatte sich Harry Meyen, der schwermütig-intellektuelle erste Ehemann, das Leben genommen. Im Mai 1981 war der Schauspielerin, die in den drei „Sissi“-Filmen von 1955 bis 1957 zum Liebling der Deutschen wurde, eine Niere entfernt worden. Was aber am schwersten auf ihr lastete, war im Juli desselben Jahres der grauenhafte Unfalltod ihres 14-jährigen Sohnes David Christopher aus der Ehe mit Meyen.

Dieses traumatische Erlebnis hat die zierliche Schönheit auch mit exzessivem Gebrauch von Medikamenten nicht mehr überwinden können. Ihre lebenskluge Grossmutter Rosa Albach-Retty, eine Burgschauspielerin, die selbst 105 Jahre alt wurde, hatte das frühe Ende der Enkelin vorausgeahnt: „Wer sich so hemmungslos von seinen Emotionen, Leidenschaften und Begierden treiben lässt, denkt sicher nicht daran, dass eine Kerze, die man an beiden Seiten anzündet, auch schneller abbrennt.“ Einer der Gründe für diese Rastlosigkeit der ehemaligen Klosterschülerin war sicherlich die früh gescheiterte Ehe der Eltern, das Aufwachsen ohne Vater und oft genug auch ohne Mutter.

„Stecke deine Kindheit in die Tasche“

Magda Schneider, auch sie eine bekannte Schauspielerin, wie Wolf Albach-Retty, ebenfalls ein Bühnen- und Filmstar, dazu ein charmanter Frauenheld, hatten der am 23. September 1938 geborenen Romy das Talent vererbt. Doch häusliche Geborgenheit hatten die Eltern der Tochter nicht vermitteln können. Claude Sautet, Regisseur einiger der besten französischen Filme Schneiders, sagte über seine Lieblingsschauspielerin: „Sie war wie ein kleines Mädchen, sie hatte immer grosse Angst, Damit sie sich sicher fühlen konnte, brauchte sie eine Menge von Liebesbeweisen.“

Es gab Männer genug, die dazu bereit waren. Aber es war offenbar keiner darunter, der es vermocht hätte, ihr die Gewissheit zu schenken, nach der sich Romy sehnte, zu der sie aber zugleich wohl unfähig war. Diese Tragik haben die Franzosen zweifellos besser verstanden als die Deutschen, vor deren Zuneigung die Schauspielerin einst floh, weil diese in Wahrheit nicht ihr, sondern ihrer populärsten Rolle galt – der aus Bayern stammenden jungen österreichischen Kaiserin Elisabeth, liebevoll „Sissi“ genannt und 1898 Opfer eines Mordanschlags.

Als ihr letzter Lebensgefährte Laurent Petin die Tote im Sessel fand, soll sie eine handschriftliche Notiz in deutscher Sprache zwischen den Fingern gehalten haben. Darauf stand das, was ihr einst mit auf die Karriere gegeben worden war: „Stecke deine Kindheit in die Tasche und renne davon, denn das ist alles, was du hast.“ Romy Schneider ist so wenig vergessen, wie sie je diesen mehrdeutigen Satz ihres Vaters zu vergessen vermochte.

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