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Romeo und Julia im Raimundtheater

Das lange Warten hat für die Musicalfans ein Ende - am Donnerstag hat das Musical "Romeo und Julia" im Raimundtheater Premiere - Interview mit den beiden Hauptdarstellern.

Schneetreiben vor dem Raimund Theater. Rundum Menschen mit triefenden Nasen, tränenden Augen und krächzenden Stimmen. Doch Verona hat die Grippewelle noch nicht erreicht: Die „Romeo & Julia“-Stars Marjan Shaki und Lukas Perman plaudern bei Kaffee und selbst gebackenem Kuchen entspannt in der Kantine. Im Endprobenstress vor der deutschsprachigen Erstaufführung des Musicals am Donnerstag haben sie keine Zeit, sich um ihre Gesundheit zu sorgen. „Die Gefahr, krank zu werden, ist sicher nach der Premiere größer, weil dann die Anspannung wegfällt“, sagt Shaki im APA-Gespräch. Und ihr Bühnenpartner ergänzt: „Es ist aber beruhigend, dass es einen zweiten ’Romeo’ gibt.“


In Holland soll Regisseur Redha Benteifour, der nicht nur die Uraufführung des Stückes 2001 in Paris, sondern auch drei weitere internationale „Romeo & Julia“-Produktionen inszenierte, die Erstbesetzung der Julia noch am Premierentag ausgetauscht haben. Einen besonderen Druck verspürt Marjan Shaki dennoch nicht: „Meine Zweitbesetzung ist ein komplett anderer Typ.“ Und Perman ergänzt:
„Das ist wie bei einem Puzzle: Es müssen alle Teile zusammenpassen.“


Der Regisseur sei „sehr streng, aber zielführend“, erzählt die 1980 geborene Hamburgerin, die in Wien mit „Wake Up“ ihren Durchbruch hatte: „Er hat schon eine harte Hand, aber er fängt uns auch wieder auf.“ – „Bei mir hat er es mit allen Mitteln versucht: Mit der harten Hand, mit Streicheln und mit Ignorieren. Das hat am besten funktioniert. Zusammenscheißen wirkt bei mir gar nicht“, sagt der 24-jährige Oberösterreicher, der noch während der Proben als Kronprinz Rudolf in „Elisabeth“ auf der Bühne stand, „Probenzeiten sind immer hart. Aber vom 29. November bis heute hat der Regisseur immer gewusst, was er tut.“


Die Wiener Produktion soll nicht einfach eine Kopie jener Aufführung sein, die in Frankreich über 1,5 Millionen Menschen gesehen haben. Dafür garantiert nicht nur die aus über 650 Bewerbern zusammengestellte Wiener Besetzung, sondern auch die Bearbeitung der von Gerard Presgurvic stammenden musikalischen Vorlage: Christian Kolonovits hat neue Arrangements geschaffen, erstmals bei „Romeo & Julia“ kommt die Musik nicht vom Band, sondern von einem 24-köpfigen Live-Orchester. „Das macht alles viel lebendiger. Es ist ein Stilmix durch und durch. Es handelt sich um Franko-Pop“, sagt Shaki, „Obwohl die Musik bei uns anders ist, bleibt aber das speziell Französische erhalten.“ – „Wenn man das Französische einfach ins Deutsche übernimmt, besteht ja die Gefahr, dass es zum Schlager wird“, gibt Perman zu bedenken, „In der deutschen Popmusik kann man schnell in den Schlager abdriften.“


Den eigenen “-schlager“ hat Lukas Perman nach seiner Teilnahme an „Starmania“ abgelegt. Auf seiner Homepage begründet er dies einleuchtend: „Es gibt ja auch eine Nicole Kidman. Und wer von Euch würde seine Hand ins Feuer legen… ob die nicht vielleicht auch einst Kidmanschlager geheißen hat?“ Über Hollywood ist vermutlich auch eine große potenzielle Zuschauergruppe des Musicals erstmals mit dem Stoff in Berührung gekommen. Während jedoch Baz Luhrmanns Verfilmung Shakespeares Liebesdrama ins Heute transferierte, bietet das Musical einen Mix aus Alt und Neu. „Wir haben keine Pistolen“, versichert Perman.


„Die Liebe ist ja ein zeitloses Thema“, weiß Marjan Shaki. Was auch auf die beiden privat getrennte Wege gehenden Hauptdarsteller zutrifft. Diese kannten einander schon lange vor den „Romeo und Julia“-Castings. „Liebe auf den ersten Blick hätte uns also gar nicht mehr passieren können“, lacht Perman. „Wir haben uns gefreut, denn wir sind Freunde“, meint Shaki dazu, „Es hätte weitaus schlimmer kommen können“, neckt ihr Kollege.


Die „sehr emotionale Geschichte“, die „das Musicalklischee bricht“ (Perman), steht vorläufig bis Ende des Jahres am Spielplan des Raimund Theaters. Wie schon bei „Barbarella“ dürfte die Laufzeit wesentlich mehr vom Erfolg beim Publikum als von jenem der Premiere abhängen. Lukas Perman: „Was die Leute sagen ist wichtig, nicht, was die Presse sagt.“

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