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Rom: Tausende nahmen Abschied von Calipari

Mit langem Beifall haben sich am Montag Tausende von Menschen in Rom vom italienischen Geheimdienstmitarbeiter Nicola Calipari verabschiedet. | Pressestimmen

Calipari war am Freitagabend kurz nach der Freilassung der entführten italienischen Journalistin Giuliana Sgrena erschossen worden. Hochrangige Staatsvertreter, Polizeichefs, Regierungschef Silvio Berlusconi und Staatschef Carlo Azeglio Ciampi, sowie tausende einfache Bürger versammelten sich in und vor der römischen Basilika Santa Maria degli Angeli, um Calipari die letzte Ehre zu erweisen. Mit Applaus wurde der Sarg des Geheimdienstmitarbeiters auch begrüßt, als er in die Kirche gebracht wurde.

Der Geheimagent war am Freitagabend getötet worden, als der Wagen mit Sgrena auf dem Weg zum Flughafen von einem US-Panzer unter Beschuss genommen wurde. Nach Angaben der US-Armee fuhr das Auto schnell auf eine Straßensperre zu. Der Fahrer habe die Aufforderung zum Anhalten ignoriert. Sgrena bestreitet dies. Nach ihrer Darstellung haben die US-Soldaten völlig grundlos das Feuer auf den Wagen eröffnet.

In der ersten Reihe in der Kirche saßen die Witwe Caliparis Rosa und die beiden Kinder des Geheimdienstagenten, Silvia und Filippo. Der Bruder des Opfers, der im Vatikan tätige Priester Maurizio Calipari, hielt eine kurze Ansprache. „Ich möchte, dass mein Bruder für alle ein Beispiel bleibt. Er hat sein Leben geopfert, um einen anderen Menschen zu retten“, sagte er.

Staatssekretär Gianni Letta, der mit Calipari bei der Vermittlungsaktion zur Befreiung Sgrenas zusammengearbeitet hatte, betonte, Italien würdige einen Staatsdiener, der sein Leben geopfert habe, um die Reporterin zu retten. Rund 50.000 Italiener waren am Wochenende bis Montagvormittag zum „Altar des Vaterlandes“ im Zentrum der italienischen Hauptstadt gepilgert, wo Caliparis Sarg aufgebahrt war. Die Trauernden defilierten mit Blumen und italienischen Flaggen am Sarg vorbei.

Kurz vor Beginn des Begräbnisses besuchte Staatschef Ciampi die Reporterin Sgrena, die sich mit einer schweren Schulterverletzung im römischen Militärkrankenhaus Celio befindet. Ciampi unterhielt sich eine halbe Stunde lang mit der Reporterin der prokommunistischen Tageszeitung „Il Manifesto“, für deren Freilassung er in den vergangenen Wochen wiederholt plädiert hatte. Ciampi hatte von den USA Klarheit über die Hintergründe des Todes Caliparis gefordert.

„Man kann nicht so tun, als sei Caliparis Tod ein banaler Unfall gewesen. Niemand hat uns bei der Autofahrt aufgefordert zu halten. Ich weiß nicht, ob man mich töten wollte, jedenfalls wollte man jemanden angreifen“, sagte Sgrena laut italienischen Medien. Sie bezeichnete Calipari als einen wunderbaren Menschen: „Er ist gestorben, um mein Leben zu retten. Jetzt werde ich dafür kämpfen, damit die Wahrheit über seinen Tod ans Licht kommt“, so Sgrena.

In den ersten Reihe in der Basilika Santa Maria degli Angeli saß auch US-Botschafter Mel Sembler. Er war am Freitagabend nach Caliparis Tod von Regierungschef Silvio Berlusconi zu einem Gespräch im römischen Regierungssitz einberufen worden. US-Präsident George W. Bush hatte am Wochenende seinen Einsatz versprochen, um die Hintergründe von Caliparis Tod zu klären.

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