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Rom: Jahrestag der Papstwahl

Papst Benedikt XVI. hat den Jahrestag seiner Wahl zum Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche mit 60.000 Pilgern gefeiert. "Wie schnell die Zeit vergeht...", sagte der Papst.

Auf einem sonnenüberfluteten Petersplatz sagte er am Mittwoch unter dem immer wieder aufbrausendem Jubel der Menschen, er wolle den Katholiken in aller Welt „ein milder und entschlossener Hirte“ sein. Vor seiner Wahl zum Papst war der ehemalige Kardinal Joseph Ratzinger wegen seiner harten Linie in Glaubensfragen nicht selten „Gottes Rottweiler“ genannt worden. Seither hat er aber eine eher sanfte Seite gezeigt, bot seinen Kritikern das Gespräch an und gewann besonders durch seinen Auftritt beim Weltjugendtag in Köln im Sommer unerwartet viel Popularität.

Während der wöchentlichen Generalaudienz ließ der 79-Jährige den Moment Revue passieren, in dem am 19. April vergangenen Jahres das Abstimmungsergebnis des Konklaves feststand: „Wie die Zeit vergeht“, rief er den applaudierenden Menschen zu. „Schon ist ein Jahr vorbei, seit die Kardinäle mich armseligen Menschen zum Nachfolger dieses geliebten Gottesdieners, des großen Papst Johannes Paul, wählen wollten.“ Noch einmal versicherte der deutsche Pontifex, „wie vollkommen unerwartet und überraschend“ die Wahl für ihn gekommen sei. Das Konklave hatte den früheren Kardinal Joseph Ratzinger am 19. April vergangenen Jahres zum Papst gewählt.

Das aus Bayern stammende katholische Kirchenoberhaupt wandte sich mit einer Bitte an die Gläubigen: „Ich bitte sie alle, mich weiter zu unterstützen, für mich zu beten, dass Gott mich ein milder und entschlossener Hirte dieser Kirche sein lassen möge.“ Als er sich über den Platz fahren ließ, füllte sich das Rund zwischen den Kolonnaden der Peterskirche mit lauten Rufen und immer wieder kehrendem Beifall. Nonnen und Pilger aus aller Welt reckten sich über die metallenen Absperrungen, um den Papst wenigstens kurz zu berühren.

„Er hatte den Ruf, sein sehr strenger, disziplinierter Mensch zu sein. Aber den Eindruck hat er bisher gar nicht gemacht“, sagte der 51-jährige Michael Walker aus Nordirland. Er habe das Gefühl, dass der neue Papst vielen Menschen zuhöre „und über die Zukunft der Kirche nachdenkt“. „Das war ein guter Start.“ Auch der 38-jährige Eduardo Fernandez aus Mexikostadt äußerte sich positiv über das deutsche Oberhaupt: „Der neue Papst tut, was er zu tun hat. Er leitet die Kirche. Das ist eine Berufung, kein Beruf.“

Nach den Worten des Berliner Erzbischofs Kardinal Georg Sterzinsky hat die Wahl Benedikts zur weiteren Rehabilitierung Deutschlands beigetragen. „Von Deutschland ist so viel Unheil ausgegangen im vorigen Jahrhundert; das ist jetzt gut, das ist jetzt aufgearbeitet, jetzt kommt von einem, der in Deutschland groß geworden ist, viel Segen über die Welt“, sagte der Kardinal am Mittwoch im Inforadio des rbb. Zugleich äußerte sich Sterzinsky zufrieden über dessen Amtsführung. „Die große Zahl der Gläubigen ist einverstanden und begeistert“, sagte er.

Ein Vatikan-Insider berichtete am Mittwoch in der Zeitung „Corriere della Sera“ (Mailand) erstmal detailliert über den Tagesablauf Benedikts. Italienische Experten heben hervor, dass sich Benedikt vor allem durch einen „anderen Stil“ von seinem Vorgänger unterscheide. So habe er etwa vor einigen Monaten den „Kirchenrebell“ Hans Küng empfangen. Zugleich heißt es aber auch, Ratzinger müsse wichtige Reformen der Kirche und der Kurie angehen. Allein dieses Jahr hat der Papst vier Auslandsreisen geplant, nach Polen, in die bayrische Heimat sowie nach Spanien und in die Türkei.

Die Vatikan-Zeitung „L’Osservatore Romano“ widmete dem Papst ein zwölfseitiges Sonderheft. Italiens Staatspräsident Carlo Azeglio Ciampi drückte dem „Heiligen Vater“ im Namen der Bevölkerung seine Bewunderung und seinen Dank aus „für die freundliche Aufmerksamkeit, die er Italien gegenüber bezeugt“.

Kritisch äußerte sich die katholische Vereinigung „Wir sind Kirche“, die dem Papst vorwarf, „eurozentrisch“ zu sein und die Probleme des Südens zu missachten. Außerdem halte Benedikt XVI. sich damit zurück, „den Krieg im Irak und so viele andere Verbrechen ausdrücklich zu verurteilen, die damit verbunden sind“.

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