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Rom: Alitalia in der Krise

Trotz der Einigung zwischen Gewerkschaften und der Regierung, die Verhandlungen über die Zukunft der Airline wieder aufzunehmen, kam es am Freitag erneut zu Streiks.

Die vom Konkurs bedrohte Fluggesellschaft Alitalia versinkt im Chaos.

Nachdem am Donnerstag bereits 600 Flüge wegen der Streiks annulliert werden mussten, konnten am Freitag über 500 Flüge nicht durchgeführt werden. Darunter drei Flüge zwischen Rom und Genf, drei Flüge zwischen Mailand und Genf sowie zwei Flüge zwischen Mailand und Zürich. Ob der Abendflug von Mailand Malpensa nach Zürich durchgeführt wird, war am Nachmittag noch unklar.

Kritik von allen Seiten

Wegen der annullierten Flüge kam es in Rom zu Protesten wütender Passagiere. Im ganzen Land sassen tausende Reisende fest. Vor allem Ausländer, die über den Streik nicht informiert waren, verbrachten Stunden in den Flughafenhallen.

Am Nachmittag drohte der italienische Arbeitsminister Roberto Maroni damit, die mit den Gewerkschaften vereinbarten Verhandlungen gar nicht aufzunehmen, falls den wilden Streiks nicht sofort ein Ende gesetzt werde.

„Wilde Streiks sind illegal, und die Regierung wird Massnahmen gegen das streikende Personal ergreifen. Die Gewerkschaften hatten sich am Donnerstag verpflichtet, die Arbeitskämpfe zu beenden. Sie haben ihr Wort nicht gehalten“, begründete Maroni die Drohung im Gespräch mit Journalisten.

Gewerkschaften fordern Streik-Stopp

Kritik äusserte auch der Chef des Gewerkschaftsverbands UIL, Luigi Angeletti: „Die Position der Gewerkschaften wird geschwächt, wenn das Alitalia-Personal während Tagen den italienischen Flugverkehr lahm legt“, erklärte er.

Und der Konsumentenschutzverband Codacons reichte gegen die streikende Belegschaft der Airline gar Klage ein. „Die Italiener haben genug ausgehalten. Man kann nicht den Flugverkehr eines ganzen Landes zum Erliegen bringen“, sagte ein Sprecher.

Trotz der Kritik und der Zwangs-Einberufung des Personals durch den Polizeichef von Rom beschloss die Alitalia-Belegschaft, den Protest bis Freitagabend fortzusetzen. Sie fordern von der Regierung die sofortige Verabschiedung eines Dekrets mit Hilfsmassnahmen für den Flugverkehr, von dem auch Alitalia indirekt profitieren soll.

Umstrittenes Massnahmenpaket

Über dieses Massnahmenpaket wollen die Gewerkschaften und die Regierung ab Montag verhandeln. Das Paket war ursprünglich am letzten Sonntag von der Regierung in Aussicht gestellt, dann aber wieder zurückgezogen worden. Der italienische Staat hält eine 62- Prozent-Beteiligung an Alitalia.

Gegen das Massnahmendekret stemmt sich aus Spargründen Wirtschaftsminister Giulio Tremonti. Er fordert stattdessen einen einschneidenden Sanierungsplan. Diesen will Alitalia-Präsident Giuseppe Bonomi am Montag der Regierung vorlegen. Die Gewerkschaften befürchten, dass der Plan die Streichung von mindestens 3000 der 21©000 Jobs vorsehen wird.

Am Freitag wurde auch bekannt, dass am Montag und Dienstag mit Behinderungen im Bahnverkehr zu rechnen sei. Nach derzeitigen Informationen werde das Personal der italienischen Staatsbahn von Montag 21 Uhr in einen 24-stündigen Streik streten. Die SBB werde detailliert informieren, wenn bekannt sei mit welchen Behinderungen zu rechnen sei, sagte ein SBB-Sprecher.

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