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Rom: Alitalia in der Krise

Die Pilotengewerkschaften der angeschlagenen Alitalia verzichten vorerst auf Streikaktionen und zeigen sich gesprächsbereit. Sie verlangen aber Änderungen am Rettungsplan für die Airline. Dieser sieht den Abbau von 5000 Stellen vor.

„Wir wollen die Verhandlungen mit dem Alitalia-Management fortsetzen, solange es geht“, sagte Pilotensprecher Roberto Spinazzola. „Ein Streik würde dem Unternehmen den Todesschlag versetzen.

Die Gewerkschaften zeigten sich skeptisch: „Die Lage ist zwar dramatisch“, sagte Guglielmo Epifani, Chef der CGIL, des stärksten Gewerkschaftsverbands. Es gehe aber nicht an, dass das Personal allein für die verheerende Lage der Airline büssen müsse.

Die Alitalia sei in den letzten Jahren schlecht verwaltet worden, kritisierte Epifani. In zwei Jahren sei der Marktanteil der Gesellschaft in Italien von 66 auf 45 Prozent gesunken.

Brüssel macht Druck
Amador Sànchez, Sprecher der EU-Verkehrskommissarin Loyola De Palacio, forderte die Regierung Berlusconi auf, die Privatisierung der Airline zu beschleunigen.

„Die Regierung hat sich verpflichtet, bis Sommer ihren Anteil an Alitalia von 62 Prozent unter die 50-Prozent-Schwelle zu drücken. Der Rettungsplan darf keinerlei Staatshilfen enthalten“, mahnte Sànchez.

Einsparungen beim Personal seien der einzige Weg für die Alitalia, um zu überleben, hiess es in Brüssel. Das Management der Gesellschaft will fast ein Viertel der insgesamt 22000 Arbeitsplätze streichen, um aus den roten Zahlen zu kommen.

Vom Abbau sind unter anderem 450 Piloten, 1050 Flugbegleiter, 1440 Wartungs-Mitarbeiter und fast 1000 Beschäftigte des Bodenpersonals betroffen. Damit soll in den kommenden zwei Jahren rund 315 Mio. Euro gespart werden.

Aufteilung des Konzerns
Der Sanierungsplan sieht auch die Aufteilung der Airline in zwei Teile vor. Durch die Aufspaltung in AZ-Fly und AZ-Service will das Unternehmen sein Kerngeschäft künftig von den übrigen Unternehmensbereichen trennen.

Mehrere Arbeitnehmervertretungen kündigten am Dienstag an, den Flugverkehr blockieren zu wollen, falls die Konzernspitze nicht einlenken sollte.

„Unter den Mitarbeitern herrscht eine furchtbare Stimmung. Sie sind verwirrt und mittlerweile bereit, extreme Massnahmen zu ergreifen und die Start- und Landepisten zu besetzen“, sagte ein Arbeitnehmervertreter.

Drohende Insolvenz
Die italienische Regierung hatte angekündigt, einen staatlich garantierten und kürzlich von Brüssel genehmigten Übergangskredit von 400 Mio. Euro für das Unternehmen nur genehmigen zu wollen, falls bald eine Einigung erzielt wird.

Ohne dieses Geld wird Alitalia nach eigenen Angaben innerhalb eines Monats zahlungsunfähig sein. Im Jahr 2003 hatte die Gesellschaft einen Fehlbetrag von 519,7 Mio. Euro verbucht. Allein im ersten Halbjahr 2004 häufte Alitalia einen Verlust von 330 Mio. Euro an.

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