Als sex-versessener Wissenschafter Frank N. Furter aus dem Film- und Musical-Klassiker Rocky Horror (Picture) Show war er das Vorbild für unzählige Faschingspartys, Kostümfeste und Transvestiten-Shows rund um die Welt. Am Mittwoch (19. April) wird der britische Musiker und Schauspieler 60 Jahre alt.
Das Talent zur grellen Selbstdarstellung lag keineswegs in der Familie. Curry wurde 1947 als Sohn eines Methodistenkaplans und einer Schulsekretärin in der englischen Provinz geboren. Der kleine Tim sang im Knabenchor, verbrachte ansonsten die Zeit aber meist als Einzelgänger. Als Teenager hatte er eine schwer depressive Phase. Nach eigenem Bekunden dachte er zwei©Jahre darüber danach, an welch düsterem Sonntagnachmittag ich mich vor ein Auto werfen sollte.
Der Wandel kam mit dem Wechsel an die Universität, wo Curry zwei Abschlüsse in Drama und Englisch machte. Die ersten Theater-Erfolge feierte er im Hippie-Musical Hair. Bei dieser Gelegenheit lernte er auch Rocky Horror-Erfinder Richard OBrien kennen. Am 16. Juni 1973 stand er dann erstmals in London als glubschäugiger Freak auf der Bühne, der sich wie sein Beinahe-Namensvetter Frankenstein ein Kunstgeschöpf zusammenbastelt – allerdings kein Monster, sondern einen blonden Lustknaben.
Einige männliche Zuschauer schauten verschämt weg, als ich zum ersten Mal mit knappem Outfit auf die Bühne trat, erinnert sich Curry. Anfangs war sein Frank N. Furter noch wasserstoffblond und hatte einen fürchterlichen deutschen Akzent. In der Filmversion hatte er dann dunkle Haare und sprach feinstes Upper-Class-Englisch. Nach schwachem Start wurde die Rocky Horror Picture Show zum Kult-Movie, bei dem viele Fans im Kino heute noch begeistert mitmachen.
Nach der Verfilmung stand Curry – inzwischen eine Ikone der schwulen Szene – dann auch noch in New York und Los Angeles auf der Bühne. Aber mittlerweile hat er die Strapse schon seit einem Vierteljahrhundert zur Seite gelegt. Im Kino war er seither meist als Böser zu sehen – in den Drei Musketieren zum Beispiel als machtversessener Kardinal Richelieu oder im Gruselschocker Es als Horror-Clown, der Kinder umbringt.
Aber auch dem Musical ist Curry treu geblieben. Am Broadway spielte er lange Zeit den Amadeus. Zuletzt gab er dort den King Arthur in Spamalot. Zugleich ist der Mann mit der sonoren Stimme in seiner britischen Heimat bestens mit Hörbüchern im Geschäft. Die Karriere als Rockmusiker – Ende der 70er Jahre hatte Curry Titel wie I Do The Rock und Paradise Garage in den Hitparaden – ist dagegen beendet.
Auf seine Paraderolle mochte Curry einige Jahre lang nicht mehr angesprochen werden. Ich war Mister Frank N. Furter ein wenig überdrüssig geworden, gibt der in Los Angeles lebende Brite zu. Aber heute hat er sich damit abgefunden, dass sein Name wohl auf immer mit der Rocky Horror Show in Verbindung bleiben wird.