Als “Rip-Deal” bezeichnen Kriminalisten einen Vorauszahlungsbetrug. Die Opfer, vorwiegend Geschäftsleute, die einen Investor suchen, werden zu einem Treffen ins Ausland, meist Italien, bestellt. Dort sollen vor einem Vertragsabschluss samt erster Zahlung in bar noch erhebliche Provisionen für die Vermittlung von Investitionen oder Aufträgen übergeben werden.
Zuletzt stehen die Opfer nur mit Papierschnitzeln da, ihr Bargeld ist aber weg. In der neuesten Variante des Betruges erfolgt der Austausch des Geldes gegen wertloses Papier nicht in Italien, sondern auch in den Geschäftsräumen oder in der Bank der Opfer.
Von Wohnung in Wien aus Rip-Deals angebahnt
Der Festgenommene aus Serbien soll für eine Gruppierung, deren Mitglieder nicht bekannt sind, zumindest ab September 2013 von seiner Wohnung in Wien aus Rip-Deals angebahnt haben. Er war für die Suche nach möglichen Opfern und den Erstkontakt zuständig. Das erfolgte per mail beziehungsweise Telefon. Im Dezember 2013 lockte er ein deutsches Hotelbesitzerpaar nach Mailand, wo seine Mittäter den beiden 60.000 Euro abnahmen.
Nachdem die Opfer erkannt hatten, dass sie Betrügern aufgesessen waren, recherchierten sie im Internet und fanden heraus, dass die oberösterreichische Kriminalpolizei auf die Ermittlungen nach Rip-Deals spezialisiert ist. Kurz vor Weihnachten meldeten sie sich im Landeskriminalamt. Dieses riet ihnen zu einer Anzeige in Deutschland. Die Staatsanwaltschaft Regenburg stellte danach ein Rechtshilfeansuchen, die Staatsanwaltschaft Wien beauftragte die oberösterreichischen Ermittler. Mit Telefonüberwachung und Rufdatenrückerfassung konnte sie den 29-Jährigen als mutmaßlichen Anbahner identifizieren. Er wurde festgenommen und in die Justizanstalt Wien-Josefstadt eingeliefert. Bei einer Wohnungsdurchsuchung wurden ein Notebook, ein Modem, viele Mobiltelefone und SIM-Karten sichergestellt. Beim Abhören der Telefonate verfolgten die Ermittler etliche Versuche, Rip-Deals einzufädeln, mit. Eine österreichische Immobilienhändlerin, die sich schon mit den Tätern in Italien getroffen hatte, konnte noch rechtzeitig gewarnt werden.
Weiterer Betrug in OÖ
Das Landeskriminalamt berichtete über einen weiteren, vorerst ungeklärten Fall: Die Verantwortlichen eines oberösterreichischen Produktionsbetriebes wurden ab Oktober 2014 mit einem Auftrag über eine Million Euro zu insgesamt drei Treffen nach Mailand gelockt. Zur Vertragsunterzeichnung Anfang Dezember sollten sie dem Vermittler 62.500 Euro in bar und eine teure Markenuhr als Provision – zusammengerechnet rund 70.000 Euro – mitbringen. Dafür sollten sie eine Anzahlung von 210.000 Euro erhalten.
Bei dem Geldtausch erhielten sie statt Echtgeld wertlose Faksimile, die Provision ist weg, so die Ermittler.
(APA)