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Riesen-Show: "Christmas in Vienna"

Heuer lässt sich das "Christmas in Vienna" Konzert wirklich nicht lumpen: Eine Show der Superlative mit gigantischer Dekoratin und enormem Star-Aufgebot!

Gleich sechs geschmückte Weihnachtsbäume auf der Bühne, eine mitunter zuckerlfarbene Light-Show, die Wiener Sängerknaben, das RSO Wien und ein bunt zusammengewürfeltes Solisten-Quartett, das von Lokalmatador Adrian Eröd über die aus Volks- und Staatsoper bekannte estnische Mezzosopranistin Annely Peebo und dem tenoralen Jungstar Juan Diego Florez bis zur großen Grace Bumbry reichte: Die Veranstalter des diesjährigen „Christmas in Vienna“-Konzerts ließen sich nicht lumpen. Doch wirkliche Feststimmung sollte sich gestern im Wiener Konzerthaus nicht einstellen.

Das gestrige Konzert wurde als “öffentliche Generalprobe“ verkauft, das heutige Galakonzert wird live-zeitversetzt um 22.35 Uhr auf ORF 2 übertragen. Vielleicht trifft „der freundliche Strahl des Wundersternes von dazumal“, den Programmgestalter Franz Carda auf die Besucher herabwünschte, ja heute noch. Die Dramaturgie des Abends wirkte allerdings ein wenig Patchwork-artig, mehr gut gemeint als stimmungsvoll, und die ganze Veranstaltung, die – mit zwei Ausnahmen – seit 1992 musikalische Weihnachtsgrüße aus Wien in alle Welt sendet, allzu glatt und routiniert.

Die Abfolge von klassischen Weihnachtsliedern, barocken Melodien, alpenländischen weihnachtlichen Volksliedern und einem Streifzug durch die Welt (Weihnachten quasi als Vorläufer der Globalisierung) wirkte nicht so sehr wie ein großer Bogen denn wie ein Hin und Her. Vielleicht wollte man einfach möglichst vieles abdecken. Dabei dürfte das von Eröd gesungene oberösterreichische Volkslied „Grünet Felder, grünet Wiesen“ allerdings der Wettervorhersage für den Heiligen Abend deutlich mehr entsprochen haben als „Leise rieselt der Schnee“, intoniert von Peebo mit den Wiener Sängerknaben.

Der Londoner Karel Mark Chichon, designierter Chefdirigent der Grazer Symphoniker, wählte mitunter eigenwillige Tempi, die Koordination zwischen dem Radio-Symphonieorchester Wien und den Solisten stimmte nicht immer. Die zwei an verschiedenen Stellen eingesetzten Teile der „L’Arlesienne-Suite“ von George Bizet kam ganz unweihnachtlich martialisch daher und auch sonst wirkte man manchmal etwas gehetzt. In der hektischen Vorweihnachtszeit vielleicht entschuldbar – schließlich mag auch bei den Mitwirkenden noch so mancher Wunschzettel nicht vollständig abgearbeitet gewesen sein.

Sehr schön dagegen die Idee, die Solisten Weihnachtslieder ihrer Heimat singen zu lassen. Jetzt weiß man nicht nur, dass „Süüta Küünal“ auf Estnisch „Entzünde die Kerze“ heißt und dass die majestätische Grace Bumbry, die Anfang Jänner ihren 70er feiert, auch im weihnachtlich-roten Kleid eine der letzten echten Diven ist, sondern auch, dass der Peruaner Florez selbst komponiert. Zum wirklichen Höhepunkt wurde erst die Zugabe: „Stille Nacht“, diesmal in vier Sprachen gesungen, bleibt eben alle Jahre wieder unübertroffen.

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