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Riesen-Aufwand um Van Gogh: Albertina vor Großereignis

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Eine riesige, unscheinbare Kiste ist in Wien angekommen. Im Inneren ist sie ein Hochtechnologie- und Hochsicherheits-Behältnis. In ihr befindet sich das 1888 entstandene Gemälde "Porträt des Joseph Roulin" von Vincent van Gogh. Diashow von der Enthüllung:

Gestern, Mittwoch, kam die teure Luftfracht direkt aus dem Detroit Institute of Arts (USA) in Wien an. Heute Vormittag wurde das wertvolle Kunstwerk in der Albertina ausgepackt. Jeder Handgriff, jeder Schritt, jede Bewegung sind genau geplant, nichts wird hier dem Zufall überlassen.

Ein minutiöser Vorgang, der sich in diesen Tagen in dem Wiener Museum häufig wiederholt. Die Ausstellung “Van Gogh – Gezeichnete Bilder”, die in einer Woche (4.9.) eröffnet wird, ist in jeder Hinsicht eine Ausstellung der Superlative.

Alle Anwesenden müssen zurücktreten, denn “es könnte ja jemand stolpern”. Zwei Männer öffnen die Kiste. Als das Werk endlich zum Vorschein kommt, gibt es das eine oder andere enttäuschte Gesicht: Nur blaue Folie ist zu sehen. Das Schutzglas ist mit einer Klebefolie abgeklebt, denn sollte das Glas vor der Leinwand beim Transport brechen, “ist das Bild in jedem Fall geschützt”, so Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder.

Vorsichtig wird ein Klebestreifen nach dem anderen entfernt und das für Albertina-Chef Schröder “ganz besondere Werk” sichtbar – das Bild eines Mannes, der von Van Gogh selbst als Postbote bezeichnet wurde und der den Künstler vor allem durch seine “äußere Erscheinung und weniger als Persönlichkeit” fasziniert hat, wie der Direktor erklärt. Stolz hält er das Bild für die Fotografen in Händen, was selbst für den Chef des Hauses keine Selbstverständlichkeit ist bei dieser Ausstellung. Manche Leihgeber geben ihre Bilder ganz buchstäblich nie aus der Hand. “Das ist mir noch nie passiert”, schmunzelt Schröder im Gespräch mit der APA.

Diese für manche übertrieben wirkenden Sicherheitsvorkehrungen – so benötigt man pro Bild zweieinhalb bis vier Stunden für die Hängung, rund das Doppelte des Üblichen – sind auch der Grund, warum Schröder glaubhaft versichern kann, auch in Tagen wie diesen gut schlafen zu können. “Der Leihgeber bestimmt die Bedingungen. Und der ist es auch, der vielleicht nervös ist, ob er auch wirklich an alles gedacht hat. Es gibt nur ein Risiko, das wir nicht in der Hand haben – das ist der Flugzeugabsturz. Gegen alle anderen Risiken wird so unendlich viel unternommen, dass man uns nichts vorwerfen kann.”

Fünf Jahre hat man mit einem großen Team an der Vorbereitung der Ausstellung gearbeitet. So exemplarisch wie kaum eine andere soll sie jene Verbindung zwischen Malerei und Grafik verdeutlichen, für deren Herausarbeitung Schröder die Albertina unter seiner Direktion von der Grafik-Sammlung zum Kunstmuseum neu positioniert hat. “Die Zeichnung ist die Leitwährung seines gesamten Schaffens”, ist Schröder überzeugt, “Van Gogh denkt in Farblinien.” “Gezeichnete Bilder”, heißt daher die Ausstellung.

Nicht nur die Sicherheitsvorkehrungen sind einmalig. Drei Milliarden Euro soll der Wert der von über 60 Leihgebern aus aller Welt stammenden 150 Werke betragen. Nie zuvor waren derartige Werte in einer einzigen Sonderausstellung in Österreich zu sehen. Für das Finanzieren allein der notwendigen Versicherungsprämien war ein eigenes Bundesgesetz notwendig.

Um die Kosten einzuspielen muss die Albertina von den Besucherzahlen in die Nähe des bisherigen Haus-Rekords kommen, den die Albrecht Dürer-Schau mit 472.000 Eintritten hält. “Bei 400.000 bis 450.000 Besuchern wären die Außenkosten gedeckt. Das ist die einzige große Ungewissheit, die mich nervös macht”, sagt Schröder. Bei einer Laufzeit von drei Monaten wären das täglich 4.000 bis 4.500 Besucher. “Das ist schon viel”, gibt der Direktor zu und verspricht gleichzeitig: “Jeder, der möchte, wird auch hineinkommen. Er wird höchstens vielleicht ein bisschen warten müssen.”

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