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Retrospektive zu Veit Heiduschkas 80er im Wiener Metro Kinokulturhaus

Anlässlich seines 80. Geburtstags gibt es eine Retrospektive zu Veit Heiduschka im Wiener Metro Kinokulturhaus.
Anlässlich seines 80. Geburtstags gibt es eine Retrospektive zu Veit Heiduschka im Wiener Metro Kinokulturhaus. ©APA (Sujet)
Der österreichische Filmproduzent Veit Heiduschka feiert am 20. Mai seinen 80. Geburtstag. Ihm zu Ehren wird am Donnerstag eine Retrospektive im Wiener Metro Kinokulturhaus mit dem Film "Das weiße Band" von Michael Haneke eröffnet, der auch selbst erwartet wird. Die Reihe läuft bis 27. Juni. Am 22 Mai wird es nach "Müllers Büro" ein Bühnengespräch mit Heiduschka geben.

60 Spielfilme umfasst das Online-Archiv der 1980 von Heiduschka gegründeten Wega Film. “Ich hab schon ein Jahr mit sechs Spielfilmen gehabt, aber vom Personal schaffen wir drei Filme in zwei Jahren”, sagt Heiduschka im APA-Gespräch. International sei die siebenköpfige Mannschaft ein Kleinbetrieb, “dennoch sind wir international möglicherweise bekannter als in Österreich. Ich kriege ständig Anfragen wegen Koproduktionen aus dem Ausland.” Grundsätzlich schätze er Koproduktionen nicht, sagt er. “Aber ich kriege in Österreich nicht mehr als plus/minus zwei Millionen Euro Förderung. Wie soll ich damit einen Film, der wie ‘Happy End’ 12 Mio. Euro kostet, finanzieren?”

Retrospektive im Metro Kinokulturhaus: Heiduschka entschied über Filme

42 Filme haben es in die von Florian Widegger für das Filmarchiv Austria getroffene Auswahl geschafft. “Drei oder vier Filme” hat Heiduschka höchstpersönlich gestrichen: “Bei denen hab ich gesagt: Nein, die zeigen wir nicht!” Verblieben sind Filme von Michael Haneke, Niki List, Paulus Manker, Andreas Gruber, Arash T. Riahi, Michael Kreihsl, Peter Ily Huemer, Franz Novotny, Jack Gold, Fritz Lehner, Reinhard Schwabenitzky, Dominik Graf, Urs Egger, Umut Dag, Henning Backhaus, Elisabeth Scharang, Kitty Kino, Xaver Schwarzenberger, Ernst Josef Lauscher, Josef Hader und Hans Steinbichler. Im Folgenden eine kleine, von Heiduschka im Gespräch mit der APA kommentierte Auswahl.

“Der Kopf des Mohren” (1995) und “Weiningers Nacht” (1990) von Paulus Manker: “Den ‘Kopf des Mohren’ hat die Kritik leider überhaupt nicht wahrgenommen. Die haben nicht mitgekriegt, was das eigentlich bedeutet hat – auch politisch und gesellschaftspolitisch. Gert Voss war hervorragend! ‘Weiningers Nacht’ haben wir mit ganz wenig Geld gemacht, die Leute haben teilweise in den Kulissen hinten geschlafen, damit wir weitermachen konnten. Wir haben nur sechs Drehtage gehabt. Ich finde, dass das ein ganz toller Film ist.”

“Zeitgenossen” von Ernst Josef Lauscher (1983): “Den Film sehe ich mir gerne wieder an wegen unseres Hauptdarstellers Gabriel Barylli, der sich voll hineingetigert hat. Vielleicht auch wegen der Fehler, die ich damals gemacht habe.”

“Müllers Büro” von Niki List (1986): “Ich hab jetzt erst bei einer Vorführung in Dresden wieder gesehen, wie vielschichtig der Film ist – alleine diese surreale Geschichte mit der Frau, die mit blaugeschminkten Lippen durchgeht und immer nach der Zeit fragt. Der Film hat viele Schichten und drei oder vier Enden. Das war ein Jugendgeniestreich, den der Niki nie wieder erreicht hat. Er wollte ja ‘Müllers Büro 2’ machen. Wir hätten für drei Tage nach seinem Tod (2009, Anm.) ein Treffen vereinbart, darüber zu sprechen. Mit dem Niki war ich echt befreundet.”

“Das Schloss” von Michael Haneke (1997): “Haneke kam zu mir und hat gesagt: Die Rechte von Kafka laufen aus, den könnten wir finanzieren. Wir haben Casting gemacht und Haneke hat dann gesagt: Die österreichischen Schauspieler können alle Kafka nicht sprechen. Dieses weiche, singende Österreichische… Deswegen haben wir dann mit deutschen Schauspielern gearbeitet. Ulrich Mühe war ja sowieso der Lieblingsschauspieler von Haneke.”

“Kuma” von Umut Dag (2012): “Weil dieser Film ein Tabubruch über die Zweitfrau ist, der interessanter Weise von der türkischen Community nicht wahrgenommen wird, und weil unser Hauptdarsteller Murathan Muslu jetzt in Deutschland überall gesucht wird. Mit diesem Film hat er seinen Durchbruch gehabt. Er ist großartig. Es ist ein sehr berührender Film und ein sehr politischer Film. Mit ihm kann man den Österreichern und den Türken den Spiegel vorhalten.”

“Ein Augenblick Freiheit” von Arash T. Riahi (2008): “Auch ein sehr politischer Film. Passt genau in unsere Zeit. Da kann man unserer Regierung nur sagen: Schaut euch diesen Film an. Ich bin ja auch ein Flüchtling. Ich bin auch eingewandert. Aber ich gehöre zum deutschen Kulturkreis. Mich akzeptiert man.”

Retrospektive Veit Heiduschka
von 17. Mai bis 27. Juni im Metro Kinokulturhaus
Wien 1, Johannesgasse 4

(APA/Red)

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